Donnerstag, April 18, 2024
   
Text Size
Login

Ein Blick in die Zukunft des Sammelns von GSG

Zum lichterreichen Weihnachtsfest stellt sich mir eine trübe Frage. Ich frage mich, wie wohl die Zukunft des Automatensammelns aussehen wird. Und weil ich so ein "ausgelernter Optimist" (von Miesmachern auch "Pessimist" gerufen) bin, werde ich auch ein paar Aussagen über die Zukunft des Automatensammelns machen. Dabei beherzige ich natürlich die wichtigste Regel des Profeten: Nenne niemals ein Datum!

Ich halte nämlich die heute produzierten Geräte nicht mehr für "sammelfähig", und auch viele Geräte, die seit den 80er Jahren gebaut wurden, sind auf längere Sicht nur "bedingt sammelfähig". Dies wird irgendwann zu einem Aussterben dieses Hobbys führen. Aber fange ich mal systematisch an...

Mechanische Geräte

Die ältesten GSG sind mechanische Geräte. Mit einem gewissen Aufwand ist es wohl immer möglich, ein mechanisches Gerät in einen spielfähigen Zustand zu versetzen und zu halten - obwohl das manchmal gewisse Abstriche an der "Originalität" des GSG erfordert.

Die Feinde eines mechanischen Gerätes sind Oxidation, Verschleiß mechanisch beanspruchter Teile, verharzendes Öl, Zinkfraß, Verbleichen der Walzenstreifen und Spielanleitungen und Abnutzung des Gehäuses.


Da bei jedem - auch beim komplexesten - mechanischen Gerät die Funktionsweise prinzipiell durch Augenschein und technisches Verständnis (das mit der Erfahrung kommt) zu ersehen sind, lässt sich jedem dieser Feinde angemessen begegnen. Die hölzernen Gehäuse erfordern etwas Tischlerei, das lausige Öl eine gründliche Reinung, das Verbleichen der Walzenstreifen lässt sich durch Nachfertigung (Scannen, Bearbeiten und Drucken oder durch professionelle Werbefirma anfertigen lassen) bekämpfen. Die Metallteile können nachgefertigt oder aus ähnlichen Modellen entnommen werden. Am Ende eines solchen Restaurationsprozesses steht ein spielfähiges Gerät, das einen guten Eindruck in die Technik, den ästhetischen Begriff und die Spielsysteme seiner Zeit gibt. Die Abstriche an der "Originalität" des GSG sind im günstigen Fall sehr klein.

Der Arbeitsaufwand ist riesig, aber führt zum Erfolg. Zumindest, wenn noch "genug vom GSG übrig geblieben ist"...

Elektromechanische Geräte

Hier hat man im Wesentlichen die gleichen Feinde wie bei den mechanischen Geräten - bis auf das Zinkproblem.

Darüber hinaus wird man mit den Tücken der Elektrik, der Steuerung durch eine Nockenwalze und Elektromotoren konfrontiert. Auch bleicht hier manchmal die Scheibe aus, ein Problem, das sich nicht zufriedenstellend beheben lässt.

Zu den Tücken der Elektrik gehört an erster Stelle das Netzteil (einschließlich Trafo, Brückengleichrichter, Siebelkos) - hier geben doch relativ häufig Bauteile Rauchzeichen von sich und können überdem (ich denke an Elkos) eine gehörige Sauerei anrichten. Zum Glück handelt es sich aber um "klassische" Netzteile, und mit Hilfe eines Schaltplanes sollte im Härtefall sogar das komplette Ersetzen des Netzteiles durch einen Selbstbau möglich sein. Auch für die Motoren wird man immer einen Vergleichstyp finden, nur der Einbau kann manchmal knifflig werden. Relais wird es auch noch lange geben... - bei Nixie-Röhren (Hellomat-Zählwerke) bin ich mir aber schon weniger sicher.

Das ärgste Problem sind hier oft die elektrischen Gewinnabtastungen über Schleifkontakte (z.B. Bergmann), die zu einem gewissen Verschleiß führen können. Mit etwas Mühe lässt sich aber auch dieses Problem in den Griff bekommen. Das gilt auch für das verwandte Problem mit den Kontakten in der Nockensteuerung, die einem mechanischen Verschleiß unterliegen und dabei oft zu überraschenden Fehlern führen können. Wohl dem, der einen Zeitablaufplan herumliegen hat!

Manchmal gehen auch Zählwerke kaputt und müssen aus einer Schlachtkiste ersetzt oder mit sehr hohem Aufwand repariert werden. Das kommt zum Glück nicht so häufig vor, wenn man nicht gerade die "gelborangen NSM-Kisten" vor sich hat...

An so eine mechanische Krankheit wie das Gestänge in den Wulff-Kisten der 70er-Jahre will ich im Moment lieber nicht denken, davon kann man Alpträume bekommen. (Generell sind elektromechanische Wulff-Geräte ziemlich unübersichtlich und alles andere als wartungsfreundlich. Selbst das Wechseln einer Glühlampe führt einem manchmal an Stellen, die man gar nicht so genau kennen lernen wollte.)

Letztlich lässt sich aber jedes elektromechanische GSG wieder in einem spielfähigen Zustand versetzen. Was dabei hilft, ist die oft große Robustheit der verwendeten Technik. (Gerade bei NSM-Geräten: Ich hatte einmal eine Record 100 von einem Dachboden, die ein Jahrzehnt in einer gewissen Feuchte stand und befürchtete das Schlimmste als Lohn des Geschleppes. Von wegen, er lief fast fehlerfrei und brauchte nur ein paar Stündchen Zuwendung. Sogar der kleine Dämon im Zählwerk war mir gnädig, man kann eben auch an alten Kisten Glück haben. Leider war das Gehäuse nach dieser lieblosen Lagerung zu unansehnlich.)

So weit die guten Worte, denn jetzt kommt die moderne Zeit.

Elektronische GSG, frühe Typen


Hier sollte man glauben, dass alles eher "besser" wäre. Es gibt weniger mechanische Teile und damit weniger mechanischen Verschleiß. Stattdessen eine verschleißfreie Programmsteuerung.

Das erste mögliche Problem sind die CPUs selbst und die RAM-Bausteine. Dies sind empfindliche Bauteile, die schon von einem bisschen statischer Elektrizität oder einer Macke im Netzteil ins Nirvana gejagt werden können. Zum Glück wurden überwiegend Standardtypen verwendet, und ich bin mir angesichts der häufigen Verwendung dieser CPUs sicher, dass man auch in einigen Jahren noch eine Z80A, einen 68000er oder einen 80x86 kriegen wird. Aber ob man die auch noch in zwanzig Jahren kriegt?

Es ist schon eine komische Vorstellung. Wenn im Jahr 2030 liebevoll restaurierte mechanische Geräte aus dem Jahr 1952 weiterhin vor sich hinsurren und klackend die Groschen auswerfen werden, könnte kaum noch ein Gerät aus dem Jahr 1985 betrieben oder zu neuem Leben erweckt werden. Die heute oft achtlos weggeworfenen CPUs und RAM-Bausteine aus der Computer-Steinzeit könnten noch einmal richtig rar (und damit teuer) werden. Wer sammelt und schlau ist, besorgt sich besser einen ausreichenden Vorrat.

Auch die in ROMs/EPROMs gespeicherten Daten halten nicht ewig. Wer hier nicht ausliest und die Daten gut sichert, könnte irgendwann eine unangenehme Überraschung erleben. ("Gut sichern" meint hier: auch gebrannte CDs halten nicht ewig, sondern unter guten Bedingungen um die 10 Jahre; regelmäßiges Umkopieren und redundante Datenhaltung sind also nötig. Heutige Festplatten sind zuweilen so wenig robust, dass ich mich manchmal frage, ob die Scheibe wohl aus Pappe bestünde. Von Disketten will ich schon gar nicht mehr reden...)

Die für den Antrieb der Umlaufkörper verwendeten Schrittmotoren könnten natürlich auch irgendwann ein Problem werden.

Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass Reparaturen an elektronischen Geräten sehr aufwändig sind und spezielle Kenntnisse erfordern. Dies geht einher mit einer insgesamt höheren Anfälligkeit der Technik und dem möglichen Verbau von einmal schwer verfügbaren digitaltechnischen Bausteinen. Auf kurze Sicht gibt es noch genügend "Schlachtgeräte", aber irgendwann um 2030...

Elektronische GSG, spätere Typen

Irgendwann wurden die elektronischen Geräte richtig unangenehm, ich habe mich denn auch nicht weiter damit beschäftigt. Aber kurz gesagt wurde herstellerseitig alles unternommen, um Sammlern das Leben schwer zu machen. So genannte "Elektronische Zulassungen" verkrüppelten das Spielverhalten des GSG oder verhinderten sogar einen Weiterbetrieb. Der Betrieb dieser Kisten durch einen Sammler erfordert schon einen Unsinn, der in vielerlei Begriffen daher kommt. (Freischaltung, Hobbymodus, etc.)

Nicht nur, dass die Zukunftsaussichten des Sammelns hier trübe werden, gesammelt wird auch oft noch ein "verkrüppeltes" Spielsystem, das nicht mehr den originalen Spielabläufen entspricht.

Elektronische GSG, neue SpVO

Da jetzt auch noch die Aufstelldauer unbegrenzt ist, wird es in Zukunft kaum noch moderne Geräte auf dem Sammlermarkt geben.

Die Hersteller werden aus wirtschaftlichen Gründen dazu übergehen, das Spielsystem eines GSG umrüstbar zu machen. (Bei elektronischen Slotmachines ist das schon länger so. Walzenstreifen austauschen, Scheiben austauschen, neues Programm rein - fertig ist die neue Kiste.) Das Geschäft mit dem GSG wird im Zuge dieser Entwicklung immer mehr ein Geschäft mit Software werden, ausgemusterte Geräte haben unter solchen Bedingungen in der Regel ernsthafte Defekte und sind nur noch für das Recycling geeignet. Wegen der unbegrenzten Laufzeit wird der Preis für Neugeräte zunächst kräftig ansteigen, die zukünftige Entwicklung ist noch nicht absehbar.

Kurz: Es wird niemals ein Sammelhobby mit GSG nach neuer SpVO geben. (Bis auf ein paar Enthusiasten, die Geräte auch zu hohen Preisen neu oder fast neu kaufen. Und die haben mit allen Schwierigkeiten zu kämpfen, die schon das Sammeln von elektronischen Geräten überschatten.)

Ausblick

Denken wir mal zwanzig, dreißig Jahre in die Zukunft. (Und glauben wir, dass die neue SpVO in ihrem Kern bestehen bleibt, was ja im Interesse der Hersteller liegt.)

Wenn es noch Sammler von GSG gibt, wird der Sammler-Markt beinahe nur aus Geräten bestehen, die schon sehr alt sind. Diese werden Preise erzielen können, die einen heutigen Ebay-Besucher erschüttern würden. Neugeräte werden zu Mondpreisen verkauft und sind so lange im Einsatz, bis sie auseinanderfallen. Aktuelle Kisten für den Sammler sind ein seltener Glücksgriff aus Zwangsversteigerungen oder ähnlichen Anlässen.

Für die meisten Menschen, die heute hier sind, ist das Hobby dann tot.

Elektronische Geräte aus der heutigen Zeit werden seltener funktionstüchtig angeboten werden als elektromechanische Geräte aus den 60er und 70er Jahren.

Ein Gutes wird das haben: Die Trennung zwischen Sammlern und Spielern wird erheblich sein... großes Grinsen

Cookies

Einloggen