Dienstag, April 16, 2024
   
Text Size
Login

Warum gerne spielen?

Schon als ich ziemlich klein war und die Dinger eigentlich gar nicht hätte zocken dürfen, haben sie mich fasziniert. Das war harmlos und verspielt, nicht anders als das Drücken einer Platte an der Musikbox (ja, so etwas gab es noch). Es ist verdammt schwer zu beschreiben, was diese Faszination ausgemacht hat -- es gibt darin durchaus ungesunde Anteile, aber die gehören zum Kitzel des Zockens einfach dazu, egal ob es ein kleines Spiel am GSG oder ein etwas größerer Zock ist.

 

Es war diese mechanische Geste, die über Gewinn und Verlust entschied, die fesseln konnte. Überall wurde auf die Groschen argwöhnisch geschaut, und diese Geräte gaben sie so leidlos und kalt. Der ganze Spielablauf war faszinierend. (Gemeint ist hier von mir so etwas wie der Super Joker von Wulff, die Bingo Royal von NSM, die heutigen Geräte können mich nicht mehr fesseln.) Jedes Geräusch daran, das Dingdong beim Gewinn, das Auszahlen der Münzen, das Laufgeräusch, das Klackern und später das Blinken in den Serien, alles machte einen verführerischen Spaß, der mich später auch so manches Mal zum Verzocken ungesunder Beträge verführte. (Ich sage ja: Ohne solche ungesunden Anteile fehlt dem Spiel auch etwas, und ein gesunder Umgang mit diesen Anteilen liegt in der individuellen Verantwortung.) Natürlich war mir irgendwann klar, dass ich keine Chance habe, aber diese Einsicht tat der Lust am Spiele keinen Abbruch -- die verging mir erst, als der Beschiss am Spieler durch bloßes Hinschauen offenkundig wurde, weil Walzen und Scheiben so lange nachliefen, das klar war, dass hier nicht mehr etwas mit den Umlaufkörpern ausgespielt wird, sondern nur noch ein Spielergebnis angezeigt wird. Ich lasse mich einfach nicht gern vera.schen.

Ich habe auch anders gezockt. Auch die Slotmachines und die Roulettekisten in den Automatensälen der Casinos musste ich "mir geben". Das war aber doch ein eher anderes Zocken, viel mehr von der Gier nach dem Gewinn getrieben, schnell und ohne jedes Element, das ich als "Spiel" empfinden könnte. Deshalb konnten mich auch die fühlbare guten Auszahlquoten der Slots nicht locken, ich fand mich doch immer wieder an den Dingern wieder, die doch so richtig aussichtslos waren, und daher weiß ich, dass es immer etwas mehr als die bloße Gewinnmöglichkeit war.

Es gab tatsächlich auch so ein paar Geräte der elektronischen Ära, die ich gern gespielt habe. Zum Beispiel der Kreuz As von ADP. So selten man an diesem Ding mal "richtig" gewann, das Spiel hat einfach Spaß gemacht, war recht ausgewogen in seinen häufigen Kleinserien und man konnte mit zwei lumpigen Heiermännern eine richtig schöne Sitzung vor den virtuellen Karten haben. Vor allem aber wurde man im Spielgeschehen nicht vera.scht, es war völlig klar und die Kiste überzeugte mich einfach durch die Spielverhalten, das im Gegensatz zu den meisten anderen Kisten seiner Zeit recht ausgewogen war.

Ihr seht schon: Es ist verdammt schwierig, zu beschreiben, was ich beim Spielen erwartet, gesucht habe -- aber es ist für mich doch immer fühlbar geblieben. Deshalb habe ich mich irgendwann auch davon abgewandt, denn es ging irgendwann in einer jagd an angepriesenen Großgewinnen und allgegenwärtigen Risikoleisten verloren. (Ja, ich weiß, der Kreuz As hatte auch eine Risikoleiste. Aber das eigentliche Spielgeschehen hat noch einen gewissen Spaß gemacht.) Deshalb ist auch alles in der Vergangenheitsform beschrieben -- wenn ich sehe, woran heute die oft ziemlich tumben Zocker sitzen, denn fühle ich mich so deutlich an die Slotmachines erinnert, die mir zeigten, dass ich beim Spielen doch etwas anderes haben wollte...

 

 

 

Cookies

Einloggen