Schlösser beim Rotomat

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GS33
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Schlösser beim Rotomat

Beitrag von GS33 »

Bei vielen Geldspielgeräten sind im Laufe der Zeit die Schlüssel verloren gegangen. Leider findet man immer wieder Geräte, die auf schrecklichste Art und Weise aufgebrochen wurden. Aufgebohrte Schlösser sind da noch harmlos.
Aber man hat auch Geräte, die zwar ohne Schlüssel, aber immerhin nicht verschlossen sind. Man kann die Schlösser ausbauen. Neue Schlösser sind zwar noch zu haben, kosten aber zwischen 40 und 60 Euro das Stück.
Aber man kann sich den Schlüssel ja selbst machen. Dazu benötigt man einen Schlüsselrohling, bei CES Börkey 257K, bei Zeiss Ikon Börkey 658, der beim Schlüsseldienst so ca. zwischen drei und fünf Euro kostet. Außerdem benötigt man noch eine sehr dünne Metallfolie und einen entsprechenden Halter dafür. Beides und auch den Schlüsselrohling gibt es bei http://www.multipick-service.de" onclick="window.open(this.href);return false;
Wichtig sind natürlich auch die Schlüsselfeilen, ein Sortimentskasten, ein Hammer, ein Splintentreiber 2mm, eine Schieblehre und etwas Pflegespray für Schließzylinder.

Wie man den Schlüssel machen kann, zeige ich hier am Beispiel eines CES Hebelzylinders aus einem Rotomat ASTOR.

Das benötigt man:
IMG_13844.jpg
Das Schloß im Originalzustand:
IMG_13847.jpg
Damit der Zylinderkern nicht herausfallen kann, ist er mit einem Stift gesichert. Dieser muß zunächst durchgeschlagen werden. Dazu schlägt man mit einem Splintentreiber durch das letzte Loch, sodaß der Stift auf der anderen Seite herauskommt. Er sollte ein gutes Stück aus dem Zylinder herausragen oder ganz herausfallen.
IMG_13851.jpg
IMG_13852.jpg
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GS33
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Schlösser beim Rotomat

Beitrag von GS33 »

Hier die Metallfolie im Halter:
IMG_13855.jpg
Es empfiehlt sich, ein wenig Zylinderpflegespray von hinten auf den Zylinderkern zu sprühen.
Die Folie wird nun von hinten über den Kern geschoben:
IMG_13857.jpg
Dieser Teil ist nich ganz einfach und muß mit viel Gefühl erfolgen. Am besten spannt man sich den Hebelzylinder vorsichtig in einen kleinen Schraubstock. Es geht aber auch gut in der Hand. Das muß man ausprobieren. Die Metallfolie muß natürlich da zwischen Kern und Zylindergehäuse geschoben werden, wo die Stifte sitzen, also in Flucht des Schlüsselkanals. Man kann die Folie jetzt von hinten so weit hineinschieben, bis sie an den letzten Stift stößt. Jetzt muß man den unbearbeiteten Schlüsselrohling langsam und vorsichtig bis hinten einschieben. Dabei vorsichtig die Folie weiter hineinschieben, Wenn der Schlüssel mit seiner abgeschrägten Spitze den Kernstift ins Gehäuse drückt, kann man genau an der Stelle, wo der Kernstift genau bündig ist mit dem Kern, die Folie weiter hineinschieben, bis sie an den vorletzten Stift stößt.
Jetzt muß der Schlüsselrohling wieder ein Stück herausgezogen werden, bis der vorletzte Stift genau bündig ist und die Folie weiter zum nächsten Stift vorgeschoben werden kann. Es hilft manchmal, den Schlüsselrohling dabei achsial hin und her zu bewegen. Wie gesagt, es ist ein bißchen Fummelei und erfordert etwas Übung, ist aber gut zu schaffen.
IMG_13858.jpg
Wenn man am ersten Stift angekommen ist, kann der Zylinderkern gedreht werden.
Es ist sehr wichtig, daß man den Zylinder so hält, daß die Stifte nicht durch die Löcher herausfallen können. Die Stifte sollten jetzt genau gegenüber dem CES-Warenzeichen sein, also der Zylinder so gehalten, daß das CES-Warenzeichen genau auf dem Kopf steht und die Stifte oben sind.
Das ist deshalb so wichtig, weil die Gehäusestifte von den Federn immer gegen den Kern gedrückt werden. Wenn der Kern nun herausgezogen wird, könnte sich sonst ein Gehäusestift in der Führungsnut fangen, in der normalerweise der eingeschlagene Stift sitzt.

Jetzt muß der Zylinderkern vorsichtig mit einem Stück Wasserleitung 10mm oder einem 10er Bohrer hinausgedrückt werden. Dabei dürfen die Stifte nicht aus dem Kern fallen.
Die Wasserleitung oder der Bohrer sind wichtig, damit die Gehäusestifte nicht herausfallen.
IMG_13859.jpg
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GS33
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Schlösser beim Rotomat

Beitrag von GS33 »

Der Zylinderkern mit den Kernstiften sieht jetzt so aus:
IMG_13862.jpg
Wenn man den Schlüsselrohling hineinschiebt (ist nicht erforderlich, hier nur zum besseren Verständnis), sieht das ganze so aus:
IMG_13868.jpg
Ziel ist es nun, alle Kernstifte auf eine Ebene zu bringen, die sogenannte Trennlinie. Das sollte dann, wenn der Schlüssel fertig ist, so aussehen:
IMG_13872.jpg
Damit das so aussieht, müssen die Kerben in den Schlüsselrohling gefeilt werden.

Aber zunächst sollte man die Kernstifte vorsichtig einen nach dem anderen der Reihe nach in den Sortimentskasten legen, so:
IMG_13863.jpg
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pitbread
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von pitbread »

Super-Anleitung - danke! Hab zwar nicht alles verstanden, aber das ist schon vom Feinsten, wie du das hier aufbereitest. :hoch

Das mit dem Rohling hab ich nicht ganz geblickt. Warum muss man den Rohling in den Kern schieben und was würde passieren, wenn einer der Stifte dabei herausfällt?
Zuletzt geändert von pitbread am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
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GS33
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Schlösser beim Rotomat

Beitrag von GS33 »

Es empfiehlt sich, beim ersten Stift zu beginnen und dann immer weiter nach hinten zu arbeiten. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, um die Kerben an der richtigen Stelle zu platzieren. Die erste ist, man steckt den Schlüsselrohling in den leeren Kern und markiert durch die Kernbohrungen mit einem Stift die Stellen auf dem Schlüsselrohling, wo später die Feile angesetzt werden muß.
Die andere Möglichkeit ist, den Abstand vom Kernanfang zur Lochmitte des jeweiligen Loches zu messen und den gemessenen Abstand dann auf den Schlüssel zu übertragen und dort die Feile anzusetzen.

Am Kern
IMG_13866.jpg
Am Schlüssel
IMG_13867.jpg
Man beginnt nun, an der markierten oder abgemessenen Stelle, eine Kerbe in den Rohling zu feilen. Dazu nimmt man sich dann den entsprechenden Kernstift und füllt diesen wieder in den Zylinderkern und feilt die Kerbe so tief, bis der Stift genau bündig mit dem Kern abschließt. Dabei sollte man dann immer wieder den Stift herausnehmen und von oben kontrollieren, ob die Mitte der gefeilten Kerbe auch mittig zum Kernloch ist. Der Winkel der Kerbe sollte, dem Stift entsprechend, 110° betragen.

So könnte dann der fertige Schlüssel aussehen:
IMG_13877.jpg
Jetzt muß der Kern wieder mit allen Sriften befüllt, zurück in das Zylindergehäuse geschoben und so weit gedreht werden, bis man die Gehäusestifte in die Kernbohrungen springen hört. Der rot markierte Stift sollte vorsichtig wieder eingeschlagen werden. Man sollte kontrollieren, ob man den Stift auch tief genug hineingeschlagen hat. Der Zylinderkern darf sich beim Schließvorgang nur 90° drehen lassen und nicht mehr herausgezogen werden können.

Fertig ist der Schlüssel.
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GS33
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von GS33 »

pitbread hat geschrieben:Super-Anleitung - danke! Hab zwar nicht alles verstanden, aber das ist schon vom Feinsten, wie du das hier aufbereitest. :hoch

Das mit dem Rohling hab ich nicht ganz geblickt. Warum muss man den Rohling in den Kern schieben und was würde passieren, wenn einer der Stifte dabei herausfällt?
Ich war doch noch gar nicht fertig. Jetzt hängt es nicht mehr zusammen. Kann das vielleicht jemad verschieben, geht das?

Die Stifte sollten deshalb nicht aus dem Kern fallen, weil man dann nicht mehr weiß, in welche Bohrung sie gehören. Wenn man zwei Stifte vertauscht, die unterschiedlich lang sind, wird der Schlüssel nachher zwar dieses Schloß schließen, nicht jedoch das andere Schloß. Der Automat hat ja zwei Schlösser.
Außerdem ist es auch möglich, daß die Gehäusestifte auf die Kernstifte abgestimmt sind. Wenn nun ein sehr langer Kernstift auf einen sehr langen Gehäusestift (für kurze Kernstifte bestimmt) trifft, kann es sein, daß die Stiftsäule mit der Gehäusefeder insgesamt zu lang wird und man den Schlüssel nicht mehr einschieben kann.
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GS33
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von GS33 »

Falls jemand Schlösser ohne Schlüssel übrig hat, bin ich ein dankbarer Abnehmer. Ich habe nämlich immer noch Automaten, wo die Schlösser ganz fehlen.
Zuletzt geändert von GS33 am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
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hab_noch_dm
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von hab_noch_dm »

:hoch :hoch :hoch
klasse gemacht!
danke!
Zuletzt geändert von hab_noch_dm am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
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t2balli
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von t2balli »

Danke für den informativen Bericht. Als Sammler von den ganz alten GSG bekommt man fast zu 90% keine Schlüssel bei einen alten Fund mit.
Zuletzt geändert von t2balli am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
Gruß Tobias

Damit der Groschen wieder fällt...

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Dieter K.
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von Dieter K. »

Astreine Anleitung :hoch

Dieter
Zuletzt geändert von Dieter K. am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.

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katzel
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von katzel »

Eine wirklich professionelle Beschreibung, sehr gut :hoch :hoch
Wie ich schon mal im alten Forum geschrieben hatte könnte man hierbei noch Arbeit und Geld für den Rohling sparen.
In diesem Fall würdet ihr einfach einen alten Schlüssel dieser Schloß-Serie verwenden, also einer der passt aber sich nicht drehen lässt.
Wenn ihr nach Gregors Anleitung das Schloss zerlegt habt, spart ihr euch Arbeit indem ihr nur noch eine der Zuhaltungen verwendet. Das macht die Arbeit viel einfacher und im Privatbereich reicht eine einzelne Zuhaltung auch völlig aus. Diese eine Zuhaltung passt ihr nun auf den alten Schlüssel an, indem ihr, wie auf Gregors Bildern, bei gestecktem Schlüssel wieder ein ebene Fläche am Schlosskern bekommt. Wenn es garnicht eben werden will, kann man sogar am Schleifstein die Fläche glätten, funktioniert sehr gut.
Diese Reparaturart eignet sich besonders bei abgebrochenen Schlüsseln, wenn man diese noch grad so drehen kann.
Zuletzt geändert von katzel am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
Der Gewinner sucht für jedes Problem eine Lösung, der Verlierer sucht für jedes Problem eine Ausrede.

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Dieter K.
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von Dieter K. »

Die Idee ist ja noch besser,kann man den einen Schlüssel an mehrere Schlösser anpassen.

Aber das entscheidende ist,das man den Zylinder herraus bekommt.

Dieter
Zuletzt geändert von Dieter K. am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.

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Esteka
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von Esteka »

Spitzenartikel!!! Darf ich ihn in die "Reparaturecke" des Portals kopieren?
Zuletzt geändert von Esteka am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
Spieler sind Menschen, die dem Glück eine Chance geben. (Werner Mitsch)

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GS33
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von GS33 »

Esteka hat geschrieben:Spitzenartikel!!! Darf ich ihn in die "Reparaturecke" des Portals kopieren?
Aber natürlich doch. Dafür ist er ja da, daß er demjenigen weiterhilft, der ihn sucht.

@Katzel,

Wenn man nur noch einen Stift im Zylinderkern läßt und diesen abfeilt, bis er paßt, muß man natürlich die überzähligen Gehäusestifte und Federn auch herausnehmen. Sonst fallen die in den Kern.
Wenn man es so macht, wie oben beschrieben, mit einem Stück Kupferrohr, dann muß man es soweit nach vorne herausziehen, bis links und rechts jeweils vier Gehäusestifte und Federn herausspringen. Den ersten Stift läßt man dann drin.
Zuletzt geändert von GS33 am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
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katzel
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Re: Schlösser beim Rotomat

Beitrag von katzel »

Wenn man nur noch einen Stift im Zylinderkern läßt und diesen abfeilt, bis er paßt, muß man natürlich die überzähligen Gehäusestifte und Federn auch herausnehmen. Sonst fallen die in den Kern. Wenn man es so macht, wie oben beschrieben, mit einem Stück Kupferrohr, dann muß man es soweit nach vorne herausziehen, bis links und rechts jeweils vier Gehäusestifte und Federn herausspringen. Den ersten Stift läßt man dann drin.
Ja, ganz genau. Hab ich schon häufig so gemacht und auch die angesprochene "ein Schlüssel-Methode" funktioniert so problemlos.
Zuletzt geändert von katzel am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
Der Gewinner sucht für jedes Problem eine Lösung, der Verlierer sucht für jedes Problem eine Ausrede.

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