Was war geschehen?
In der vergangenen Woche entdeckte ich ein Geldspielgerät der 1980er-Jahre in der Bucht, welches ich gerne haben möchte. Da der Artikelstandort jedoch rund 500 km von meinem Heimatort entfernt liegt, beauftragte ich entsprechend einen netten Vereinskollegen, der das Gerät für mich im Falle eines erfolgreichen Gebots abgeholt hätte. Er hätte es dann zwischengelagert und beim nächsten Treffen hätte dann die Übergabe stattgefunden.
Alles gut also. Sollte man meinen. Allerdings wurde die Rechnung - wieder einmal - ohne die "Spezialpatienten in der Bucht" gemacht.
Wo war das Problem?
Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass es kein Problem gibt. Auktionsende war am Montagabend. Als ich - noch vor Auktionsende - am Sonntagabend noch einmal auf die Seite des Verkäufers ging, fiel mir auf, dass es sich um einen Großanbieter mit fast 250.000 (eine viertel Million!) Bewertungen handelt, der in erster Linie mit Antiquitäten handelt. Soweit, so gut. Dann aber las ich: Versand: DHL Standard, EUR 15,90. Dass das nicht funktionieren kann, dass war MIR natürlich sofort klar. Weil ich eigentlich immer ein fairer Mensch bin und solche Fehlangaben nicht ausnutze, indem ich mich darauf berufe und den Versand zu diesem Preis verlange, war mir diese Angabe egal. Es betraf mich ja auch nicht, weil ich das Gerät abholen lasse wollte. Also störte ich mich auch nicht weiter daran.
Aber auf einmal, als ich weiter las...
...entdeckte ich, dass der Anbieter ausdrücklich und generell bei allen Artikeln keine Möglichkeit der Abholung einräumt. Also, dachte ich, schreibst Du den Anbieter doch einmal an, weil da ja irgendetwas falsch gelaufen sein muss, wenn da steht "keine Abholung" und "Versand: DHL Standard, EUR 15,90". Man will ja nett sein und Unklarheiten im Vorfeld klären, bevor man den Artikel ersteigert. Also schrieb ich folgende Nachricht an den Anbieter:
Und bekam am folgenden Morgen auch prompt eine freundliche Antwort:muenzspielfreund hat geschrieben:Guten Tag, Sie schreiben ausdrücklich, dass bei Ihren Angeboten keine Abholung möglich ist. Das Geldspielgerät ist ja nun einmal recht schwer. Gilt das trotzdem auch für das Geldspielgerät, dass eine Abholung nicht möglich ist? Für eine Auskunft wäre ich Ihnen sehr dankbar. Freundliche Grüße, Sven Schreiber.
Also denke ich erneut: Alles prima, da kann ja nichts mehr schief gehen. Leider eine weitere Fehlannahme. Denn: Ich ersteigerte das Gerät am Montagabend. Ist doch eigentlich prima, oder? Schließlich wollte ich das Gerät ja auch haben...Guten Tag Herr Schreiber,
in diesen Fall wäre die Abholung nach Absprache möglich. Im Ersteigerungsfall kontaktieren Sie uns bitte vorab
Beste Grüße
Sxxxxx Kxxxxx
Der folgende Morgen (Dienstag, 01.10.2013):
Ich möchte die Überweisung per Paypal tätigen, damit der Artikel schon bezahlt ist, bevor mein Vereinskollege zur Abholung dort hin fährt (dass Paypal überhaupt nicht angeboten wird, erfuhr ich erst später, das war mein Fehler, weil ich nicht richtig gelesen hatte...). Nur standen nun in der Rechnung von ebay der Artikelpreis zzgl. EUR 15,90 Versandkosten. Also: Griff zum Telefonhörer, um die Sache zu klären. Folgendes Gespräch fand darauf hin statt. Zwischen einer höchst unfreundlichen Dame in einer Art "Telefonzentrale (*)" (in rot dargestellt) und meiner Person (in blau dargestellt):
(*) Dass die Dame in einer Telefonzentrale saß, konnte man deutlich hören, da im Hintergrund viele weitere Personen telefonierten.Firma xy, Elli Hallmackenreuter (Name geändert), guten Tag!
Ja, schönen guten Tag, mein Name ist Schreiber. Ich habe ein Geldspielgerät bei Ihnen ersteigert. Ich hatte mich bei Ihnen schon im Vorfeld per E-Mail erkundigt, dass ich das Gerät ausnahmsweise abholen lassen kann, weil es ja so schwer ist.
Bei uns kann man keine Artikel abholen, wir versenden nur.
Jaja, das ist mir bekannt, deshalb hatte ich mich ja vorher auch bei Ihnen gemeldet, ob wir da eine Ausnahme machen können. Dem wurde ja auch zugestimmt. Das Problem ist nur, dass auf der Rechnung, nun trotzdem EUR 15,90 als Versandkosten ausgewiesen sind, und bei Paypal kann man das ja nicht rausn---
(die Dame fällt mir ins Wort)
Bei uns kann man nicht mit Paypal bezahlen. Und bei uns kann man keine Artikel abholen, wir versenden nur.
Aber Ihrerseits wurde mir doch zugesichert, dass eine Abholung in diesem Fall ausnahmsweise möglich sei.
Haben Sie einmal die Artikelnummer für mich?
Ja, einen kleinen Moment bitte... ja, hier: 1234567890 (Nummer geändert)
123567890? Das ist kein Artikel von uns!
Nein, nicht 123567890, sondern 1234567890. Sie haben die "4" vergessen.
(richtig zuhören und/oder Ziffern korrekt eingeben konnte die Dame offensichtlich auch nicht).
Achso. Ja. Jetzt sehe ich die Auktion. Und wer hat Ihnen das denn gesagt, dass der Artikel abgeholt werden kann? Wer hat das geschrieben?
Einen kleinen Moment bitte, da muss ich einmal in meinen E-Mails nachsch---
(die Dame fällt mir erneut ins Wort und wartet nicht ab, bis ich den Namen der Mitarbeiterin, die die E-Mail signiert hat, herausgesucht habe)
Aber das kann gar nicht sein. Bei uns kann man keine Artikel abholen.
Die Dame war wie oben schon geschrieben von der ersten Sekunde an sehr unfreundlich und vermochte es dennoch, den Grad Ihrer Unfreundlichkeit im Verlaufe des Gesprächs erheblich zu steigern.
Auf einmal wurde ich ganz entspannt. Sehr entspannt. Ich sagte nur noch:
Ach, wissen Sie was? Was soll ich Ihnen, mir und meinem Kollegen den Stress machen... Ich überweise Ihnen den gesamten Betrag inklusive EUR 15,90 Versandkosten. Dann schicken Sie mir den Artikel einfach nach Köln, so wie das bei Ihnen vorgesehen ist. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
Ja, dann ist es ja gut. Auf Wiederhören.
All diejenigen, mit denen ich bislang über diese Geschichte gesprochen habe, sagten, dass es zu hoffen gilt, dass das Gerät in einem Stück und nicht als Puzzle in Köln ankommt. Unbeachtet dessen ist klar, dass niemand ein Geldspielgerät mit einem Gewicht von knapp 50 kg für EUR 15,90 rund 500 km versichert transportieren wird (zumindest nicht "DHL Standardversand", so wie in der Auktion angegeben).
Wie es weiter geht...
Darauf dürfen wir jetzt gespannt sein. Im Grunde genommen brauche ich nur eine Baugruppe aus dem Gerät, da ich so ein Gerät schon besitze und die dort verbaute Baugruppe nicht mehr so schön aussieht. Daher gehe ich jetzt einmal auf volles Risiko. Wenn das Gerät hier ankommt, werde ich es vor Unterzeichnung der Empfangsbestätigung auspacken und schauen, ob die Frontscheibe ganz ist und es auch nicht anderweitig beschädigt ist. Zumal ich es gerne schon unbeschädigt bekäme, weil es deutlich besser aussieht, als mein Exemplar. Wurde es auf dem Transport beschädigt, werde ich je nach Umfang und Art der Beschädigung(en) die Annahme verweigern oder mir zumindest den Schaden durch den Anlieferer schriftlich bestätigen lassen. Und mein Geld zurückfordern. Wobei mir gerade jetzt beim Schreiben der Gedanke kommt, dass der Anbieter möglicherweise deshalb kein Paypal praktiziert, damit unzufriedene Kunden sich nicht das Geld zurück holen können. Au weia...
Ich werde den Spezialpatienten nun eine E-Mail schreiben, dass sie den vorhandenen (in der Auktion zu sehen!) Schlüssel für das Gerät so am Gerät befestigen mögen, dass er nicht verloren geht (z. B. mit Packband außen auf der Frontscheibe) und dass ich davon ausgehe, dass das Gerät so verpackt versendet wird, dass es unbeschädigt hier ankommt.
Was daraus wird, werden wir sehen. Ich halte Euch auf dem Laufenden!