Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

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Gast

Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Beitrag von Gast »

Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Länder überdenken Glücksspielpolitik / Sperrdatei und Ausweiskontrolle im Gespräch / Gauselmann sieht Ideen kritisch

Paul Gauselmann ist auf Fotos immer der mit dem Betonlächeln: Neben seinen Automaten, neben den Spielern des Tus N-Lübbecke. Bei einem Umsatz von eineinhalb Milliarden Euro, die er vor allem mit Glücksspielautomaten macht, hat er Grund zum Lachen. Doch die Mauern seines Reiches bröckeln.

Die Bundesländer diskutieren derzeit über eine Änderung ihrer Glücksspielpolitik und das könnte Paul Gauselmann sein Lachen kosten. Mit seinen Merkur-Spielotheken, die mit einer lachenden Sonne werben, ist er nach eigener Auskunft der größte Spielstättenbetreiber Europas.

Seit der Europäische Gerichtshof das Glücksspielmonopol im September als unvereinbar mit den EU-Verträgen erklärt hat, sind die Bundesländer im Zugzwang. Im Kern sagt das Urteil: Wenn die Länder ihre Hand über Lottospiel und Sportwetten halten wollen, um Bürger zu schützen, dürfen sie Casinos und Spielotheken auch nicht mehr dulden.

Jetzt müssen sich die Länder entscheiden: Entweder verzichten sie ganz auf ihr Glücksspielmonopol, oder sie ziehen auch in anderen Bereichen die Zügel an. Im Moment sieht es nach der zweiten Variante aus. Die Ministerpräsidenten diskutieren über eine schärfere Kontrolle der Spieler. Thema sind unter anderem eine Ausweiskontrolle mit Chipkarte oder eine zentrale Sperrdatei.

Im Hause Gauselmann werden diese Überlegungen kritisch gesehen. "Manche Ideen sind absurd", sagt Unternehmenssprecher Mario Hoffmeister. Die Forderung eines Abstands von mindestens einem Kilometer zwischen den Spielhallen findet er abenteuerlich. "Man muss sich überlegen, wie viele Besitzer dann enteignet werden müssen."

Beim Thema Sperrdatei wird er leidenschaftlich. "Da sehe ich ein riesen Datenschutzproblem." Anschrift, Name und Spielverhalten jedes Besuchers müssten in Spielotheken und Casinos abrufbar sein. Hoffmeister: "Wie sichert man solche Daten?" Auch eine Ausweiskontrolle kritisiert er: "Viele Menschen wollen ihren Ausweis - aus welchen Gründen auch immer - nicht vorzeigen." Diese Kunden seien dann weg, "obwohl die meisten kein Problem haben."

Dass im Falle einer Sperrdatei lukrative Kunden wegbrechen, will Hoffmeister nicht bestätigen. "Wir gehen von unter einem Prozent an Süchtigen aus. Das würde sich kaum in der Bilanz niederschlagen." Das Bundeswirtschaftsministerium spricht in einer Studie von 50 Prozent.

Gauselmann würde statt Sperrdatei eine Karte bevorzugen, die sich Spieler zum Freischalten eines Automaten am Empfang abholen. "Die Mitarbeiter haben so einen Überblick, wer oft spielt und können sehen, ob jemand volljährig ist", sagt Hoffmeister. Man sei sich der Problematik bewusst. "Unsere Führungskräfte werden von der Caritas ausgebildet, damit sie Betroffene schneller an Hilfsorganisationen verweisen können."

Sorgenfalten treibt die Diskussion um das Glücksspielmonopol Hoffmeister aber noch nicht auf die Stirn. "Das Glücksspielmonopol ist Sache des Bundes. Die Länder haben da rein faktisch keine Regelungskompetenz." Aber: "Ich denke es kann uns niemand verdenken, dass wir unsere Interessen an geeigneter Position anbringen werden."

Quelle: Mindener Tageblatt
Zuletzt geändert von Gast am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.

adrian
Beiträge: 1030

Re: Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Beitrag von adrian »

Die Länder haben durchaus ein Mitspracherecht-

solange die Daddelkisten rechtlich nicht als Glücksspiel eingeordnet werden, sind etwaige Änderungen der SPVO (-Gewerberecht-) aber zustimmungspflichtig durch den Bundesrat -
Zuletzt geändert von adrian am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.

wayne
Beiträge: 28

Re: Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Beitrag von wayne »

Unter 1% Süchtige. Ich lach mich tot. Gauselmann kann doch nur von den Süchtigen leben.
Zuletzt geändert von wayne am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.

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GS33
Beiträge: 14222

Re: Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Beitrag von GS33 »

Ich bin mir nicht schlüssig, ob man diese Frage wirklich beantworten kann. Man kann ja die Spielhallenbesucher schlecht fragen, ob sie süchtig sind oder nicht. Man wird bestimmt nicht von vielen zu hören bekommen, daß sie süchtig sind. Aber vielleicht könnte die Studie mit den 50% schon hinkommen. Zu behaupten, es wären 1% halte ich aber für verlogen. Wer Spielsüchtig ist und Kredite aufnimmt und sich ausschließlich noch von Ravioli und trockenem Brot ernährt, nur um alles zu verspielen, ist sicher viel lukrativer als Kunde als jemand, der im Monat mal mit 50 Euro in die Spielhalle geht.
Ich habe mal gelesen, daß die Automaten absichtlich auf Spielsüchtige ausgerichtet sind. Man hat nämlich festgestellt, daß sich bei diesen Menschen der Hormonhaushalt verändert, wenn schon beinahegewinne einlaufen, also links und rechts zwei Gewinnbilder. Das habe ich aber nur gelesen und kann es nicht weiter belegen.
Ich habe aber die Erfahrung gemacht, daß es bei meinen jüngeren Automaten, den CPU-gesteuerten, recht häufig diese Beinahe-Serien-Gewinne gibt, die dann aber doch nicht gegeben werden, weil in der Mitte nur 30 Cent erscheinen.
Eigentlich ist es schade, daß man von diesen Geräten süchtig werden kann, aber vielleicht gäbe es sie ohne Süchtige auch schon gar nicht mehr.
Zuletzt geändert von GS33 am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
7000 3774

Gast

Re: Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Beitrag von Gast »

wayne hat geschrieben:Unter 1% Süchtige. Ich lach mich tot. Gauselmann kann doch nur von den Süchtigen leben.
Es wird ja auch die Aussage gemacht, das die Anrufe bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in den letzten Jahren nur deshalb so stark anstiegen ist, weil man Aufkleber mit einer Rufnummer der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) an die Automaten angebracht hat.
Zuletzt geändert von Gast am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.

Ergolinewand
Beiträge: 260

Re: Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Beitrag von Ergolinewand »

so_isses hat geschrieben: Es wird ja auch die Aussage gemacht, das die Anrufe bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in den letzten Jahren nur deshalb so stark anstiegen ist, weil man Aufkleber mit einer Rufnummer der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) an die Automaten angebracht hat.
Hört sich für mich logisch an.
Ich wusste vorher nicht, dass es diesen Verein überhaupt gibt....
Zuletzt geändert von Ergolinewand am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.

muenzspielfreund
Beiträge: 34667

Re: Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Beitrag von muenzspielfreund »

Was für ein Unfug, das kann so alles ja wohl kaum stimmen. Denn:

1. Die Telefonnummern sind nicht in Form von Aufklebern angebracht, sondern Bestandteil des Scheibendrucks

2. Die Telefonnummern sind bereits seit fast 20 Jahren auf den Geräten zu sehen.
Zuletzt geändert von muenzspielfreund am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
zumindest zugedröhnt glaub‘ ich mir des…

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Dominostein
Beiträge: 583

Re: Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Beitrag von Dominostein »

muenzspielfreund hat geschrieben:Was für ein Unfug, das kann so alles ja wohl kaum stimmen. Denn:

1. Die Telefonnummern sind nicht in Form von Aufklebern angebracht, sondern Bestandteil des Scheibendrucks

2. Die Telefonnummern sind bereits seit fast 20 Jahren auf den Geräten zu sehen.
stimmt!
ich hab vor 20 jahren immer mal in der Daddelhalle fürs Urlaubsgeld gejobbt und da war das schon aufgedruckt und Geräte mit Auszeiten nach gewisser Spieldauer hatten wir auch schon.
Zuletzt geändert von Dominostein am 17.05.2018, 23:55, insgesamt 9-mal geändert.
Musikboxen: Rockola Capri II, 445, Wurlitzer 1600 AF
NSM Fire-Country
Geldspieler: Rotomat Astor
Flipper: Gottlieb Super Soccer
Heimorgel Galanti X 365 L

Wer sich über Kritik ärgert, gibt zu, dass sie berechtigt war
Tacitus, römischer Geschichtsschreiber (55-120 n.Chr.)

Gast

Re: Angriff auf das Lächeln des Sonnenkönigs

Beitrag von Gast »

Habe das nicht richtig wiedergeben.

Hier das org. Zitat von Paul Gauselmann:

Gauselmann wies den Vorwurf zurück, Automatenglücksspiel sei überproportional für Spielsucht verantwortlich. Zwar melde sich in den Beratungsstellen mit fast drei Vierteln ein hoher Anteil von Automatenspielern. Dies liege aber daran, dass auf den Geräten aus Gründen der Vorbeugung freiwillig auf Suchtgefahren hingewiesen werde und eine Beratungsnummer der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung angegeben sei. Darüber hinaus seien in Deutschland lediglich 31000 von 104000 „pathologischen Spielern“ vom Automatenspiel abhängig, erklärte Gauselmann unter Berufung auf Zahlen der Bundeszentrale. In Bezug zum Umsatzanteil dieser Geräte von 40 Prozent am Glücksspielmarkt sei der Anteil der Süchtigen damit sogar unterproportional.

Hier geht es zum ganzen Interview

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