Glücksspiel-Reform: Vorwürfe aus Automatenindustrie

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Esteka
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Glücksspiel-Reform: Vorwürfe aus Automatenindustrie

Beitrag von Esteka »

Quelle: Focus Online 6.4.11

Die Automatenindustrie hat den Ländern vorgeworfen, mit schärferen Auflagen für Spielhallen Wettbewerber vom Markt drängen zu wollen.

„Es geht nur darum, unliebsame Konkurrenz für die mit Umsatzeinbußen kämpfenden staatlichen Anbieter auszuschalten und alles selbst zu kassieren“, kritisierte der Vorsitzende des Verbandes der Automatenindustrie (VDAI), Paul Gauselmann. Den Kampf gegen Spielsucht nannte der Automatenhersteller und Spielhallenbetreiber ein vorgeschobenes Argument.

Die Länder wollen dem Boom der Automatenbranche mit schärferen Auflagen einen Riegel vorschieben. Im Gespräch sind Begrenzungen bei Gewinn und Verlust der Spieler sowie bei der Zahl der Geldspielautomaten in Gaststätten. Die Ministerpräsidenten der Länder wollen an diesem Mittwoch in Berlin über einen neuen Glücksspielstaatsvertrag und Auflagen für die Automatenindustrie beraten. Auch geht es um eine Öffnung des Sportwettenmarktes für private Anbieter.

Der gern als „Spielhallen-König“ bezeichnete Familienunternehmer Gauselmann verwies mit Blick auf die angestrebten neuen Auflagen auf das Problem einer Übergangsfrist. „Egal, was kommt – mögliche Maßnahmen würden wegen der Abschreibungsfrist für die im Markt befindlichen Geräte erst nach fünf bis sechs, sieben Jahren wirken. Man kann ja nicht enteignen, ohne Milliarden Entschädigung zu zahlen“, sagte Gauselmann am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.

Erhebliche Angebotseinschränkungen wären zudem kontraproduktiv, denn Spieler müssten dann auf weniger geschützte und kontrollierte Angebote ausweichen – etwa im Internet, sagte Gauselmann. Seine Branche wäre zu weiteren Selbstverpflichtungen bereit, die dann – schneller als die von Ländern jetzt angedachten Auflagen – schon vom nächsten Jahr an wirkten.

„Jeder Spielsüchtige, der echt krankhaft süchtig ist, ist zuviel“, sagte Gauselmann. Aber ins Gespräch gebracht werde dies nur bei der Automatenindustrie. Nach Studien spielten mehr als 99 Prozent der Spieler an Geld-Gewinn-Geräten „gesund und störungsfrei“. Nur rund 30 000 spielten mehr, als ihnen gut tue; sie würden als krankhaft eingestuft. Dies seien nicht einmal ein bis zwei Prozent der fünf Millionen Spielgäste an Automaten: „Und die nehmen wir ernst.“

Insgesamt gebe es aber in Deutschland rund 104 000 pathologisch Spielsüchtige. „Letztlich sollten die Länder erst einmal ihr Glücksspiel in Ordnung bringen, aus deren Bereich 50 Prozent der Problemspieler stammen“, forderte Gauselmann.

Die Umsätze beim staatlichen Glücksspiel seien seit 2008 im freien Fall, seitdem die Spielsuchtdiskussion alles beherrsche, sagte Gauselmann. In den vergangenen acht Jahren seien sie beim Lotto um 18 Prozent gesunken, bei Spielbanken um 44 Prozent und bei Oddset-Wetten um 62 Prozent. Illegales Glücksspiel im Internet habe dagegen um 800 Prozent zugenommen. Private Spielanbieter aus dem Ausland seien auf der Überholspur. Gauselmann: „Da muss man hinschauen.“

Als einziges legales Spielangebot habe das gewerbliche Automatenspiel in den vergangenen sechs Jahren mit 25 Prozent normale Zuwächse verzeichnet: „Da können Sie sich vorstellen, wie groß der Neid einiger Verantwortlicher in den Ländern ist.“
Spieler sind Menschen, die dem Glück eine Chance geben. (Werner Mitsch)

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