Lucky Dice und Henkeltöpfchen
Das Gauselmann-Museum ist mit über 800 Automaten eine der größten und umfangreichsten Sammlungen historischer Münzautomaten in Europa. Begonnen hat alles als Hobby von Michael Gauselmann. Nach und nach entwickelte sich das Steckenpferd zur persönlichen Sammlerleidenschaft. Viele der Exponate sind wichtige Zeugen der Automatengeschichte. Sie zeigen den Gestaltungs- und Erfindungsreichtum vergangener Tage und spiegeln den jeweiligen Stand der Technik wieder. Damit wird auch ein Stück Industriegeschichte präsentiert.
Seit August 1995 hat die Sammlung im Gauselmann-Museum einen festen Platz. Etwa 170 historische Waren-, Dienstleistungs-, Unterhaltungs-, Geldund Glücksspielautomaten sowie Slotmaschinen, Flipper und Musikboxen sind hier zu sehen. Bei einem Rundgang durch die Bahnhofsinszenierung, den historischen Jahrmarkt oder durch die Spielstätte aus dem Berlin der 30er Jahre hat der Besucher Gelegenheit, eine Reise durch die Geschichte der Münzautomaten zu erleben.
ISBN/Verlag/Autor/Preis:
ISBN-Nr.: 3-87439-265-1
Universitätsdruckerei und Verlag H. Schmidt Mainz, 1993
Das Buch ist nochmals unter dem Titel "Schöne alte Automaten", ISBN 3-89441-202-X im Jahr 1994 im Weltbild Verlag GmbH bzw. Battenberg Verlag Augsburg erschienen.
Birgit Frederike Haberosch
gebunden 276 Seiten
Inhaltsverzeichnis
- Von der Geschichte der Münzautomaten und ihren Anfängen Warenautomaten
- Slotmaschinen
- Nadelspiele, Bomber und Flipper
- Unterhaltungsautomaten
- Geschicklichkeitsautomaten
- Musikboxen
- Geld- und Glücksspielautomaten
- Dienstleistungsautomaten
- Daten zur Geschichte der Automaten
- Literaturverzeichnis
Beispielseite
Persönliche Kritik
Das Buch zur Ausstellung im Gauselmann Museum in Lübbecke. Liebevoll illustriert und professionell geschrieben finden sich Informationen aus über 100 Jahren der Geschichte münzbetätigter Unterhaltungsautomaten. Deutsche Geldspieler werden nur auf wenigen Seiten vorgestellt.
Eine Buchbesprechung des Automatenmarktes 12/94:
Vom Lustobjekt zum Stummen Diener
Das Hobby zum Beruf zu machen, ist für viele Zeitgenossen ein Traum. Birgit Friederike Haberbosch, 1953 im baden-württembergischen Mühlacker geboren, hat sich diesen Traum erfüllt. Nach ihrem Studium der Geschichte und Kunst arbeitete sie zunächst für verschiedene Public Relations- und Werbeagenturen, bis sie im Jahre 1987 als Kulturreferentin zur Gauselmann-Gruppe in Espelkamp kam. Ein umfangreicher Grundstock an alten Automaten war hier bereits zusammengetragen worden. Die Sammlung Gauselmann, wie sie offiziell heißt, wurde unter ihrer Leitung in den vergangenen Jahren systematisch restauriert und erweitert. Gemeinsam mit technisch und kunsthistorisch versierten Mitarbeitern wurde die Geschichte dieses wichtigen Technikbereiches wissenschaftlich aufgearbeitet.
Daraus resultierten in der Vergangenheit nicht nur zahlreiche Ausstellungen, unter anderem im Deutschen Museum in München, sondern auch dieses aktuelle Buch Schöne alte Automaten, das sich mit der Historie und Funktionsweise von Waren-, Spiel- und Unterhaltungsautomaten beschäftigt.
„Schon früh erdachte der Mensch Wesen und Gestalten, die in der Lage waren, Bewegungen auszufihren. Der Wunsch, ein fast lebendiges Gebilde zu schaffen, faszinierte Menschen schon im alten Ägypten. Die Götterstatuen, die sich durch geschickt angebrachte Gelenkverbindungen bewegten, versetzten die Menschen dieser Zeit in große Ehrfurcht. Auch in der griechisch-römischen Antike ergriff diese Faszination bedeutende Männer wie Heron von Alexandrien und Philo von Byzanz. Ihre umfangreichen Kenntnisse der Hydromechanik und Pneumatik setzten sie in sogenannte Selbstbeweger um. Diese Versuche können als der Ursprung der späteren Automatentechnik betrachtet werden", heißt es in der Einleitung des Buches.
Das griechische Wort Automaton wird denn auch in alten Enzyklopädien definiert als „eine Maschine, die die Form eines organischen Wesens hat und einen Mechanismus enthält, der Bewegungen erzeugt und Leben simuliert". Diese Androiden, wie die beweglichen Figuren auch genannt wurden - und diese Bezeichnung noch heute in Science Fiction-Romanen tragen -, kamen beispielsweise als Schriftsteller-Automat auf den Markt und dienten zunächst ausschließlich der Erbauung. Die -Geschichte der Münzautomaten ist dabei deutlich älter, wie sich aus der ersten lateinischen Übersetzung der Heron-Texte um 1575 ergibt.
Der griechische Mathematiker hat bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus ein Opfergefäß beschrieben, das Weihwasser zum Besprengen herausließ, wenn eine Fünfdrachmenmünze eingeworfen wurde. Die Entwicklung der Technik hat dabei vor allem in den vergangenen zwei Jahrhunderten rasante Fortschritte gemacht. Die Automaten wurden vom Lustobjekt, beispielsweise der Spieluhr mit beweglichen Figuren, zum Stummen Diener, dem Warenautomaten.
„Das Element der wirtschaftlichen Nutzung, das heute die Automaten prägt, kam mit der Industrialisierung. Bevölkerungsexplosion und zunehmende Verstädterung schufen Absatzmärkte zur gewinnbringenden Aufstellung von Münzautomaten. Mitte des 19. Jahrhunderts sind die vorwiegend von Engländern und Amerikanern eingereichten Patente erste Zeugen der sich entwickelnden Branche der Münzautomaten", heißt es weiter. Tabakwaren und Süßigkeiten waren die ersten Produkte, die im großen Stil über Automaten verkauft wurden. Heute gibt es kaum etwas, was sich nicht über den Weg des Stummen Dieners Warenautomat an Frau, Mann oder Kind bringen läßt.
Doch der Weg zum heutigen Standard war weit - und vielfältig. Das Buch ermöglicht einen Einblick in die Geschichte und stellt auf den insgesamt 218 Seiten eine Menge mehr oder weniger unbekannter Automaten, aber auch viele Highlights der Branche vor. Ob Wurlitzer 850, die legendäre Musikbox von 1941, oder die 1958 in Stuttgart gebaute Bimbo-Box mit ihrem Affen Orchester, ob das Geschicklichkeitsspiel Bajazzo von 1904 oder das Fairest Wheel-Spielrad aus dem Jahr 1895, das Buch vermittelt mehr als einen flüchtigen Eindruck zur Historie unserer Branche. Und wem das nicht ausreicht, der findet für die weitere Beschäftigung mit dem Thema dann auch noch drei Seiten mit Hinweisen auf weiterführende Literatur.