Dienstag, April 23, 2024
   
Text Size
Login

Probleme in der Erzeugung des "Zufalls"

Zumindest die alten Bergmann-Kisten haben einen Algorithmus zur Erzeugung von Pseudozufallszahlen verwendet. Dabei wird eine Rechenvorschrift auf einen Status angewendet, die die jeweils nächste "Zufallszahl" erzeugt, mit der dann der neue Status gesetzt wird. Vom gleichen Status ausgehend, wird immer die gleiche Folge von "Zufallszahlen" erzeugt.

Diese Reihe von Zahlen hat viel Ähnlichkeit mit wirklichem Zufall. Die Ergebnisse sind gleich verteilt und ohne Kenntnis des Verfahrens nicht von wirklich zufälligen Ergebnissen zu unterscheiden. Aber sie sind eben auch determiniert, das heißt, unter Kenntnis des Verfahrens und des aktuellen Zustandes des Zufallsgenerators vorhersagbar. Das ist das "Pseudo" im Wort Pseudozufallszahlen.

Warum man das so macht?

Es ist mathematisch gut verstanden und deshalb ist nicht mit Überraschungen zu rechnen, die sich womöglich noch zum Vorteil des Spielers auszahlen.

Außerdem ist es sehr billig. Wenn man eh schon einen Mikroprozessor hat, dann kann man auch den "Zufall" programmieren, vor allem, wenn das "Programm" dafür weniger als zwanzig Zeilen hat, die mathematisch sicher beherrscht werden.

Die Alternative bestünde in der Verwendung wirklichen Zufalls, etwa eines Gerätes, das weißes Rauschen generiert und seinen Signalpegel an einen A/D-Wandler sendet, um auf diese Weise zufällige Zahlenfolgen zu erzeugen. Ein solches Signal wäre, wenn man beim Aufbau zu einfach vorgeht, allerdings durch gezielte Einstrahlungen manipulierbar - alles, was der Spieler dafür bräuchte, wäre ein geeignet gebauter Sender mit kleiner Leistung. Deshalb sind Lösungen, die echten und manipulationssicheren Zufall in einer "Blackbox" anbieten, auch relativ teuer und würden die Stückkosten pro gebautem Automaten steigen lassen.

Eine andere Alternative wäre das Einfließenlassen der Aktionen des Spielers, zum Beispiel der Zeitpunkt, zu dem ein Spiel gestartet wird, zu dem eine Taste gedrückt wird usw. Im einfachsten Fall lässt man die Zahlenfolge permanent im Hintergrund erzeugen und ruft eine Zahl nur dann ab, wenn sie wirklich benötigt wird - ein solches Spiel wäre für Hersteller und Spieler praktisch unvorhersehbar und damit als zufällig zu betrachten. Warum man nicht so vorgeht, ist mir ein Rätsel. Vielleicht wird damit eine Manipulationsmöglichkeit befürchtet, die beim Pseudozufall durch den feststehenden Ablauf eben nicht gegeben ist. Wenn's gut gemacht ist (und das Ergebnis etwa in Abhängigkeit von der millionstel Sekunde eines Eingabesignales steht), dann ist eine Manipulation aber praktisch nicht durchführbar, da die mechanische Trägheit der Bedienelemente der Präzision Grenzen setzt.

Offenbar fühlen sich Automatenhersteller (und ihre Kunden, die Automatenaufsteller) wohler, wenn das gesamte Spielgeschehen mit einfachster Mathematik analysierbar und simulierbar ist. Und die Kunden der Automatenaufsteller, also die Spieler, scheinen zumindest in Dummland so ziemlich jede Scheiße zu fressen. Da muss man nicht einmal mehr verbergen, dass der Spielablauf feststeht; dann läuft die Walze nach dem Stoppen eben vor jedem Gewinn noch ganz auffällig eine halbe Sekunde durch.

Nein, Glücksspiele sind das nicht mehr. Oder genauer: Glücksspiele sind es nur noch für jene, die die verwendeten Programmiertechniken nicht kennen. Auf der Seite der Auf- und Hersteller dieser Abzock-Zockmühlen wäre es sogar die Möglichkeit, die Kassenergebnisse der nächsten Tage zuverlässig zu prognostizieren.

Neben dieser kleineren Schweinerei gibt's aber noch die ganz große Verarschung, und die scheint bei allen heutigen Geräten die Regel zu sein.

Diese liegt in der Ungleichverteilung der Scheiben- oder Walzenstellungen, die für jedes moderne Gerät zu gelten scheint.

Früher, als die Dinger noch "mechanischen Zufall" produzierten, konnte sich der Spieler mit der Belegung der Umlaufkörper vertraut machen (das ging auch bei Walzengeräten ein bisschen) und dadurch sicher abschätzen, wie wenig wahrscheinlich gewisse Ergebnisse waren. Wenn's 12 Scheibenstellungen gibt, und nur in einer Stellung wird das für den Gewinn einer bestimmten Serie erforderliche Symbol dargestellt, dann ist die Rechnung einfach. Das gewünschte Ergebnis ist eines unter 1728 möglichen Ergebnissen, es wird (beim 30Pfg-Spiel) im Schnitt nach ca. 520 DM Einsatz erscheinen. Ebenso lassen sich Kleingewinne abschätzen, und so gelangt man schon optisch und mit wenig Überlegung zu einer Vorstellung, ob es sich um ein "gutes" oder "schlechtes" Gerät handelt. Beim Spiel mit ungleich verteilten Stellungen wird der optische Eindruck gezielt betrogen.

Am schnellsten macht man sich einen optischen Eindruck davon, wie viele karierte, farbig hinterlegte oder sonstwie hervorgehobene Felder in der Serie einen Gewinn bringen werden. Wie wenig die scheinbare Anzahl der karierten Felder mit der Schmeißfreudigkeit heutiger Kisten zu tun hat, kann jeder selbst untersuchen. Es ist somit nach Augenschein nicht mehr möglich, den Wert einer Serie vernünftig einzuschätzen, dafür bedarf es (meist teurer und manchmal schmerzlicher) Erfahrung.

Diese Erfahrung war's denn auch, die mir das Zocken so gründlich verleidet hat. Wenn man 24 Sonderspiele auf einer Kiste hat, die auf ca. der Hälfte der Felder einen 3DM-Gewinn bringen sollte und nur drei Gewinne kriegt, kommt man sich doch etwas verarscht vor. Wenn man das an der gleichen Kiste (zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten) mehrmals erlebt, dann weiß man, dass die Verarschung System hat. Ich weiß nicht mehr, was für eine müde Mühle das war, aber beim dritten Mal hat's gesessen, und seitdem kann mich nichts mehr reizen, was mich mit großen Zahlen anblinkt.

Und wenn ich dann bei einem oberflächlichen Blick sehe, wie viele verschiedene Serientypen mit so ein Gerät anbietet (damals gab's so etwas ähnliches mit Gold, Silber und Bronze, aber das ist lange her und das war auch nicht direkt eine Verarschung), dann denke ich mir nur, dass die ganz normale Serie an der Kiste gar nix mehr wert sein wird.

Schade, dass sich die Scheiße in Dummland immer durchsetzt. Es muss daran liegen, dass es zuviele Menschen gibt, die diese Scheiße fressen. In der Zockhalle wie im Bundeskanzleramt. (Nein, ich meine damit nicht nur Frau Merkel, auch ihr Vorgänger war nicht unbedingt ein Mensch, der charakterlich geeignet war, die Richtlinien der deutschen P'litik zu bestimmen. Und über die mafiös anmutenden Verstrickungen des Kohlregimes brauche ich mich hoffentlich nicht weiter auszulassen. Bei der letzten Wahl konnten wir zwischen Pest und Cholera wählen. Jetzt haben wir Pest und Cholera.)

Von daher ist die neue Spielverordnung (ich habe sie gelesen, ich habe gekotzt und ich habe beschlossen, auf's Zocken auch weiterhin zu verzichten) nur eine juristische Absegnung dessen, was schon lange lange üblich ist. In dieser Verordnung ist die Möglichkeit eines wirklich zufälligen Spieles gar nicht mehr vorgesehen, ein Automat, der nicht gewisse Garantien über Gewinne und Verluste in einem Zeitraum gibt, ist nicht mehr zulassungsfähig. Dass man dabei die niedrigst mögliche Auszahlquote kaum sichtbar im Gesetzestext deutlich unter die 50 Prozent gedrückt hat, setzt auch nur einen schon länger bestehenden Trend fort.

Nochmal am Ende ganz klar: Alle elektromechanischen Geräte, die viele hier (so auch ich) so sehr mögen, wären nach der neuen Spielverordnung nicht zulassungsfähig. Ein zulassungsfähiges Gerät muss über gewisse Zeiträume (im Gesetzestext ist von einer Stunde die Rede, wie die Prüfstellen diesen Text interpretieren werden, wird sich in den nächsten Jahren zeigen) gewisse konkrete (also nicht statistische) Auszahlungen garantieren. Und damit ist für alle aktuellen und kommenden Geräte kein "zufällig" verlaufendes Spiel mehr vorgesehen, sondern nur noch der Ablauf eines festgeschriebenen Programmes.

So sieht's aus, wenn die P'litik einseitig die Interessen der Wirtschaftsvertreter zum Maßstab nimmt, an dem das Land gestaltet werden soll. Das soll ja angeblich Arbeitsplätze schaffen und so weiter. Es führt aber in der Praxis zur Allgegenwart des Schwindels und des Über'n-Tisch-Gezogenwerdens. Diese Spielverordnung, die das letzte spielerische Element aus dem Spiel nachhaltig entfernen wird, ist dafür nur ein Beispiel, und das hier ist leider kein p'litisches Forum.

Und deshalb gehe ich jetzt schlafen. Und träume von den Zeiten des Rotomat Astor (mit Klack-Klack-Einsatzabzug, bei dem man dachte, das Zählwerk geht kaputt) und der Rotamint Super Bingo (mit Zeigerzählwerken). Das war auch schon Beschiss, aber es war ehrlicherer Beschiss.

 


Zusatz von muenzspielfreund:

 

Für meinen Geschmack wäre es am schönsten, wenn wir es mit einem wirklichen Zufallsprinzip zu tun hätten und dieses auch gesetzlich vorgeschrieben wäre. Ein echtes Glücksspiel sozusagen. Natürlich dürften oder besser sogar sollten die Geräte weiterhin elektronisch gesteuert werden (allein schon wegen Verschleiß und "Entertainment", nur um zwei Dinge zu nennen). Das würde auch ganz einfach funktionieren: Man bräuchte lediglich eine Routine im Programmablauf, die so funktioniert wie die alten Mischer aus den elektromechanishcen ADP-Geräten. Ich meine nicht den ersten, mit dem Schrittmotor, sondern den mit den IC´s.

Gehen wir einmal von einer Maschine mit Walzen mit je 24 Positionen je Walze aus. Wenn nun der Stopp-Zeitpunkt gekommen ist (ganz gleich ob zum Ende der Stop-Phase oder durch Betätigen der Stop-Taste), wird vom Mischer elektronisch eine Zahl von 0 bis 23 ausgewürfelt. Um so viele Positionen dreht die Walze dann noch weiter, bevor sie stoppt.

Dadurch würden sowohl für die Spieler als auch für die Geldspieler-Industrie positive Effekte entsehen.

- Für die Industrie:


  • Beseitigung der Gefahr von gezieltem Leerspielen durch ausgespähte Daten

- Für den Spieler:
  • Beim Drücken der Stop-Taste(n) wäre das Spielresultat nicht zwangsläufig das selbe, als wenn man das Gerät "laufen lässt". Der Spieler könnte sein Glück sozusagen selbst in die Hand nehmen. Das die Walzen nicht gezielt gestoppt werden können, würde weiterhin durch die "Mischer-Routine" im Programm gewähleistet. Also weder Geschicklichkeitsspiel noch Bevorteilung für Spieler mit unnatürlich hohem Reaktionsverögen

Zu der Bemerkung "gefühlter Beschiss" lies ich mich übrigens im Zusammenhang mit dem Erlebnis von vor rund zwei Wochen heinreißen, von welchem ich bereits berichtete: Ich spielte mit Freunden Am Luxx Pro (Bally Wulff, Erscheinungsdatum 4. Quartal 2005). Wirklich ein sehr schönes Gerät. Ich spiele es auch nach wie vor gern, denn wie für die meisten der aktuellen Bally-Wulff-Geräte üblich werden viele Kleingewinne gegeben und der Spielspaß kommt nicht zu kurz. Allerdings: Bei Einsatz von 24 EUR (=200 Spiele) wurde kein einziges Mal eine Krone in der Mitte für das Kronen-Risiko gegeben. Das finde ich geradezu unmöglich. Das hat mich sehr geärgert. Es geht nicht darum, dass ich in Erwartung eines Gewinnes Spiele. Aber wenn ich 24 EUR einsetze, dann darf ich doch wohl auch erwarten, dass wenigsten zwei bis drei mal die Krone in der Mitte erscheint. Selbst wenn das Risiko dann jedesmal "flöten geht", aber eine Krone zeigen muss doch wohl drinhängen... Das hat meine Meinung zum Luxx Pro doch ein wenig nach unten korrigiert. Gleiches gilt übrigens für das Löwen-Gerät "High Level". Bei Einsatz von rund 30 EUR einmal Joker in der Mitte, Sieben null mal. Wirklich toll...

Des weiteren entspräche es natürlich meinem Geschmack, wenn sämtliche Ungleichverteilung von Walzen- bzw. Spielscheibenstellungen gesetzlich verboten würden.

Gleiches gilt für die Resultate von Ausspielungen: Hier sollten die Werte ebenfalls per Zufallszahl ermittelt werden. Beispiel (Eine Ausspielung in einer Risiko-Leiter mit den Werten "20 Ct, 40 Ct, 90 Ct, 1,80 EUR und rote Ausspielung", ermittelt durch eine Zufallszahl zwischen 0 und 99):


Ausspiel-Gewinn Wahrscheinlichkeit wird gegeben bei ermittelter Zufallszahl
0,20 EUR 78 % 0-77
0,40 EUR 12 % 78-89
0,90 EUR 5 % 90-94
1,80 EUR 4 % 95-98
rote Ausspielung 1 % 99


Auch für das Risiko sollte das Resultat generell per Zufallszahl ermittelt werden. Es bräuchte nicht einmal für jede Stufe 1:1 sein. Bei einem Risiko von 20 auf 50 Sonderspiele (z.B.) könnte es ja auch ruhig eine ungleiche Wahrscheinlichkeit haben, da der zu erwartende Gewinn ja nicht verdoppelt würde, sondern 2,5 mal so hoch wäre wie der aktuelle Gewinn. Die Erfolgswahrscheinlichkeiten könnten einfach wie früher häufig angegeben zwischen jeden einzelnen Risiko-Feldern angegeben sein. Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an die vorbildlichen Risiko-Tabellen mit den Wahrscheinlichkeitsangaben von NSM Anfang der 80er Jahre. Bei einer Risikostufe mit einer Ergfolgswahrscheinlichkeit von 40% etwa könnte diese auch hier ganz einfach durch das Auswürfeln von einer Zahl von 0 bis 99 realisiert werden: 0 bis 59=Verloren, 60 bis 99=eine Stufe höher. Am besten wäre in diesem Zusammenhang, dass diese Zahl ca. alle 0,1 Sekunden neu ermittlet würde, sodass auch hier das Drüclen der Taste in jedem Fall über das Glück oder Pech des Spielers entscheidet.

Meine selbstprogrammierten "Amiga-Slots" funktionieren übrigens ALLE nach diesem Prinzip. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich nach mehr als 10 Jahren immer wieder gerne an diesen virtuellen Geräten spiele...

Das was ich hier geschrieben habe, das wären nur ein paar kleine Dinge, die der "Ehrlichkeit" des Spiels sehr dienlich wäre, wenn sie in die Realität umgesetzt würden. Mehr bräuchte es gar nicht. Kleine Dinge mit großer Wirkung. Wenn das so wäre, dann würde ich deutlich häufiger spielen, als dass es gegenwärtig der Fall ist. Und die Einstellung zum Spiel würde sich für viele Menschen (ganz gleich ob für Kritiker oder für Spieler) sicherlich auch ändern. Denn dann wäre es ein "richtiges Spiel".

- ein Glücksspiel eben... Aber leider ist dies alles nur Science Fiction...

 

 

Cookies

Einloggen