Mittwoch, April 24, 2024
   
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Bayerische Spielhallen Tristesse

Ich habe mir das "aktive" Zocken ja schon lange abgewöhnt. Das heißt aber nicht, dass ich nicht hin und wieder mal einen kleinen Rundgang durch eine (meist kleinere) Halle mache und ein Auge auf die neuen Automaten werfe.

Dabei konnte ich nicht erst seit der neuen Spielverordnung, sondern schon viel länger (seit sagen wir mal fünf bis sechs Jahren) feststellen, dass die Spielhallen immer schlechter besucht sind. Manches Mal habe ich mich schon gefragt, ob da überhaupt noch genug eingespielt wird, um so eine Halle zu betreiben - schließlich ist der ganz normale "Kostenapparat" für Gewerbetreibende in dieser Zeit nicht gerade kleiner geworden. Offenbar hat es aber für einige dieser kleineren Hallen (bis zu 10 Geräten, außerhalb der Innenstadt) bis heute noch gereicht. (Ich bin froh, dass ich nicht nur die "Sönnchen-Tempel" sehe - wir haben schon genug "Monokultur".)

 

Das mag zum Teil daran liegen, dass sich auch das Publikum der Hallen im Laufe der Zeit verändert hat. Der Anteil an jenen Extremspielern, denen ich schon nach dürftigem Eindruck aus dem Bauch heraus ein ernsthaftes Problem mit der Selbstkontrolle beim Zocken unterstellen würde, er ist eher noch etwas gestiegen. Und diese Leute "lassen Federn", aber ordentlich! Nach meinem subjektiv erhobenen Eindruck ist also die Anzahl der Spieler insgesamt geschrumpft, aber die individuellen Verluste der Einzelspieler sind gestiegen. In der Halle, in der mich jedes Vierteljahr mal kurz umschaue, ist es in der Woche zum Monatsende hin immer völlig leer, trotzdem scheint sie sich noch "über Wasser" halten zu können.

Was hat da nun die neue Spielverordnung verändert?

Zunächst einmal gar nicht so viel. Sie kommt den besonderen Adrenalin-Ansprüchen der "Extremspieler" sogar entgegen, greift also nur unreflektiert den bestehenden Trend auf. Der "schnelle Zock" mit hohem Einsatz und hohen Gewinnbeträgen ist ermöglicht worden, der Unterschied zwischen der Automatenhalle eines Spielcasinos und einer normalen Spielhalle ist dabei verwischt worden.

Aber es gibt doch noch einen Unterschied, und der betrifft das Auszahlverhalten der neuen Geräte. Diese muss weiterhin in einen gesetzlichen Rahmen passen, der einen Höchstgewinn pro Spiel vorschreibt. Man hätte von Seiten der Automatenbauer bei Bewährtem bleiben können, man hätte also weiterhin Serien geben können, in denen dieser Höchstgewinn gehäuft gegeben wird. Statt dessen versucht man, den Slotmaschinen schlecht abgeschaute progressive Einsatz- und Gewinnhöhen anzubieten, und um diese Spielidee im gesetzlichen Rahmen unterzubringen, gibt es dadaistisch-sinnfrei anmutende Verfahrensweisen des Umbuchens von Geld zu Punkten und umgekehrt. Nicht nur, dass es wohl eine Menge an sich am Zocken interessierter Menschen geben wird, denen sich diese sinnfreie Systemstrokelei intellektuell verschließt, es ist darüber hinaus eine Schikane der Auszahlung, die so gar nicht zum momentanen "Inhalt" des Spieles passen will.

So mancher Spieler wird inzwischen zu den Automatensälen der staatlichen Casinos abgewandert sein, wo hohe Einsätze und Gewinne mit klaren Spielsystemen und unmittelbarer Auszahlmöglichkeit kombiniert sind. Die in der Regel sehr hohen Auszahlquoten "richtiger" Slotmaschinen fördern eine solche Abwanderung eher noch. Ein "Extremspieler", der jeden Monatsanfang seine Scheine in der Spielhalle verzockt, muss sich ja geradezu blöd vorkommen.

Ich bin Pessimist genug, um das Ende des "kleinen" Automatenspieles und der Spielhallen am Horizont dämmern zu sehen. Abgewandt werden könnte es nur, wenn sich die Automatenbauer wieder darauf besinnen, dass so ein Spiel eben auch mit einem anderen Spaß daher kommen muss als der schnelle Zock der Casinos; aber eine Tendenz in diese Richtung kann ich nicht ausmachen. Nicht einmal bei den Spielern, die in ihrer Mehrheit immer noch jede "Befreiung" des Automatenspieles von spielerischen Elementen mit ihrem Geld zu belohnen scheinen - diese spiegeln auf ihre Weise das Denken der Automatenbauer wider, das nur noch von der Tapete bis zur Wand zu reichen scheint.

Aber vielleicht merkt ja doch noch mal jemand aus der Branche etwas. Oder ist etwa schon die nächste Lobbyarbeit der eifrigen Schergen G..selmanns in Vorbereitung, die zu einer endgültigen Aufhebung der bisherigen, inzwischen völlig sinnlos gewordenen Beschränkungen führen soll?

Mir kann es jedenfalls egal sein... ich bin dem Zocken schon lange verloren gegangen. Die zunehmende Einfallslosigkeit der Automaten ist ja auch keine ganz neue Entwicklung mehr.

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