Donnerstag, April 25, 2024
   
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Nachlaufen Teil 2

Da will ich mich doch auch nicht zurückhalten und dieses trübe Thema mit einem meiner berüchtigten, langen Postings würzen (oder vergällen, wenn ihr es so nennen wollt)...

An aktuellen Geräten habe ich ja überhaupt keine Spielerfahrung. Das "Nachlaufen" ist mir zum ersten Mal an der Venus Multi und den vielen verwandten Geräten aufgefallen, und da konnte ich dann irgendwann gut vorhersagen, dass im Spiel jetzt etwas "kommt", was einige Leute in Erstaunen versetzte. Leider war der Zeitpunkt meines Wissens doch immer ein bisschen zu spät, als das es mir einen finaziellen Vorteil gebracht hätte.

Aber längeres Nachdenken über diese Besonderheit brachte mich dann dazu, das Spielen an diesen Geräten neu zu bewerten - spätere (hier nicht ausgebreitete) Erfahrungen bestätigten die Neubewertung.

Was sich in diesem Nachlauf-Verhalten zeigt, ist nämlich die Tatsache, dass der Spieler von diesen Automaten mit voller Absicht in die Irre geführt wird. Die Geräte erwecken vorsätzlich einen falschen Eindruck von der Natur des Spieles, oder, etwas drastischer ausgedrückt, sie besch..ßen den Spieler, indem sie ein anderes Spiel vorspiegeln.
Der durch die Erscheinung des Walzenautomaten (oder Scheibenautomaten) und der Bedienelemente beim Spieler erweckte Eindruck des Augenscheines ist etwa der Folgende: Es gibt hier ein paar Umlaufkörper, deren Verhalten in einem gewissen Rahmen durch Nachstarten und vorzeitiges Anhalten beeinflussbar ist. Dadurch entsteht eine Kombination, ein Ausspielergebnis, und dieses führt im Glücksfall zu einem bestimmten Gewinn oder eben viel häufiger zu keinem Gewinn.

Diese Beurteilung war angesichts der elektromechanischen Geräte oder der frühen Crown-Geräte von Bergmann völlig richtig, sie spiegelte des wirkliche Spiel wieder. Das Spiel war zufällig und durch den Spieler (nicht gezielt) beeinflussbar, für jedes Spiel wurde mit der Vorrichtung der Umlaufkörper ein neues Spielergebnis aus einer Menge möglicher Ergebnisse ermittelt.

Bei den heutigen Geräten (mit Schrittmotor, CPU und Programm) ist das Spiel jedoch von seiner Natur her völlig anders, als es der Augenschein der GSG irrigerweise vermuten lassen würde. Das Spielergebnis steht bereits vorher fest. Die Scheiben oder Walzen sind nicht dazu da, ein Spielergebnis auszuspielen, sondern ihre Funktion ist allein die Anzeige eines vorher feststehenden Spielergebnisses, dass auch durch die Bedienung durch den Spieler nicht verändert werden kann. Sie könnten bequem durch eine andere elektronische Anzeige ersetzt werden, was ja schon zum Teil gemacht wird. Das ganze Theater mit dem Walzenlauf und den Eingriffsmöglichkeiten ist reine Show, und wie man am Nachlaufen sieht, bemühen sich die Automatenbauer noch nicht einmal um eine gute Show. In diesem Mangel der Automatenmacher an Bemühung um eine "gute Show" zeigt sich, was sie in Wirklichkeit von den Spielern halten, die denn an diesen Mühlen spielen sollen - aber das ahnt man ja oft schon beim "Erleben" der zum Teil recht einfallslosen Spielsysteme.

Es geht mir hier nicht um die Frage der "Zufälligkeit", sondern um die bewusste Vorgaukelung eines anderen Spieles als desjenigen Spieles, das in Wirklichkeit abläuft.

Die alten Geräte waren zufällig, indem das Spielergebnis mit Hilfe von Umlaufkörpern und mechanischen Würfelvorrichtungen ausgelost wurde. Das wurde im Aufbau des Gerätes unmittelbar sichtbar.

Die neuen Geräte haben ein völlig anderes Konzept vom Spiel. (Die Frage, ob das gut oder schlecht ist, halte ich für eine Geschmacksfrage.) Es ist etwa mit einer bestimmten Form der Verlosung zu vergleichen. Die Lose liegen auf einem großen Stapel, und wer spielen will, muss für seinen Einsatz immer das oberste Los nehmen. In welcher Reihenfolge auf diesem Stapel hohe und niedrige Gewinne wie die zahlreichen Nieten liegen, ist dem Spieler nicht bekannt, es ist also in gewisser Weise zufällig. Das Los wird genommen und geöffnet, und nach dem Aufdruck auf dem Los entscheidet sich die Gewinnhöhe. Obwohl ziemlich klar ist, dass es sich bei einer solchen Verlosung um ein Glücksspiel handelt, ist es doch ein völlig anderes Glücksspiel als beispielsweise Roulette. Die Verteilung der Gewinne auf die Spiele steht vom ersten Moment an fest. (Tatsächlich ist dieser Vergleich mit einer Verlosung gar nicht so abwegig, ein Zufallsgenerator erzeugt eine völlig determinierte Folge von Ereignissen.)

Der Beschýss am Spieler liegt nun darin, dass er über dieses wirkliche Spiel im Unklaren gelassen wird und dass die Geräte stattdessen in ihrer gesamten Erscheinung einen völlig anderen Spielablauf vortäuschen - und das, wie oben schon gesagt, oft noch nicht einmal "gut" (also unmerklich). Die von technisch früheren GSG her vertrauten Elemente zum Nachstarten und vorzeitigen Anhalten der Umlaufkörper sind noch vorhanden, sie sind nun aber völlig wirkungslos in Bezug auf das bereits feststehende Spielergebnis. Die Umlaufkörper sind nichts weiter als ein Display, auf dem angezeigt wird, welcher Gewinn im gezogenen, obersten Los steckte.

Was immer der Spieler mit seinem hilflosen Getippsel auf den Tastern auch macht oder lässt, es bleibt ohne den Einfluss, den der Augenschein des Gerätes und der Bedienelemente doch vortäuschen. Er hat nicht einmal die Möglichkeit, an Stelle des obersten Loses das zweite Los von oben zu ziehen. Er kann nur brav ein Los nach dem anderen ziehen...

In gewisser Weise ist jedes Geldspielgerät aus jeder Zeit eine Vortäuschung falscher Tatsachen, das ist sogar für den Spaß am Spiel erforderlich. Jedes Geldspielgerät hat zu jeder Zeit mit dem Versprechen des Gewinnen-Könnens gelockt, war aber vorsätzlich so entworfen, dass auf lange Sicht vor allem der Aufsteller gewann. Niemand, der bei Troste war, hätte eine Mark in einen Kasten geworfen, der dafür sechs Groschen wieder herausgab, aber mit diesem Versprechen des Gewinnen-Könnens und dem Spiel drumherum wurde so ein "Geschäft" wieder interessant, fesselnd, spannend, unterhaltsam - was habe ich doch selbst in diese "verdammten Dinger" reingeworfen!

Aber das Geräte gebaut werden, die mit perfider Gründlichkeit ein Spiel vortäuschen, das in Wirklichkeit so nicht abläuft, das ist eine neue Erscheinung. Dass diese Geräte von der Mehrzahl der Spieler "angenommen" wurden und werden, obwohl die Veraršçhung kaum kaschiert wird, ist in meinen Augen schade, aber es ist eine nicht mehr zu ändernde historische Entwicklung, die inzwischen sogar dazu führte, dass in der neuen Spielverordnung die Möglichkeit zum Bau von Geräten mit dem alten Spielverfahren abgeschafft wurde.

Und wer weiß, wozu es gut ist... Wenn hier irgendwo so eine olle Exquisit Gold stünde (die mit der "Scheýß 1,80 mit Joker"), ich würde immer noch ZOOOCKEN wie so'n Besengter...

Hier übrigens eine interessante Forumdiskussion zu dem Thema...

 

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