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Spieltec

Know-how ist nicht Konkursmasse

Ein neuer Anfang nach Hellomat

(Ein Bericht von 1990)

Produktion und Vertrieb von Hellomat - Erzeugnissen sind wieder angelaufen. Frühere Mitar­beiter des in Konkurs gegange­n Unternehmens haben sich zu einer neuen Firma zusammengeschlossen. Ein Maschendrahtzaun zieht sich quer durchs Gebäude. In der einen Hälfte des Fabrikneubaus in Mecher­ch-Obergartzem arbeitet der Kon­kusverwalter die Vergangenheit auf. In der anderen Hälfte wird emsig an einer neuen Zukunft gearbeitet.

3Diese Zukunft hat einen neuen Namen: SpielTec Electronic.„Es ist eine Neugründung, keine Nachfolgegesellschaft", erläutert Jür­gen Horst. „Das soll sich auch im Fir­mennamen niederschlagen. Im übri­gen hatte Hellomat bei Lieferanten so sehr an Ruf eingebüßt, daß damit wohl in Staat mehr zu machen ist."

Jürgen Horst war früher Gesellschaf­ter der Hellomat GmbH und für den technischen Bereich verantwortlich. Als Entwickler mehr oder weniger die Seele des Unternehmens. Nachdem er sich bereits vor zwei Jahren zurück­zogen hatte, war diese Seele verloren­ gegangen. Es ging bergab.

Schon einmal hatte Hellomat in den Achtziger Jahren, damals noch in Hel­ithal residierend, vor dem Abgrund standen. Die Treue der Mitarbeiter rettete damals das Unternehmen. Sie hatten ihre Löhne und Gehälter ge­stundet, bis Liquidität wiederherge­stellt war.

Seit Mitte der achtziger Jahre hatte Hellomat nun wieder gekränkelt. Es war dem Unternehmen nicht vergönnt wesen, sich vom Umzug aus Hellen­thal in den Werks-Neubau Mechernich­ Obergartzem bei Euskirchen wieder zu erholen. Die Zeiten ließen es nicht zu. Behördliche Restriktionen, maßlose Vergnügungssteuer-Erhöhungen und jahrelange Unsicherheit über künftige Rahmenbedingungen führten bei Auf­stellern zur Investitions-Zurückhal­tung. Die kleineren Herstellunterneh­men wurden davon am schwersten be­troffen. Nach Reichert nun auch Hello­mat.

Noch kurz vor dem Konkurs am 12. Oktober vorigen Jahres hatte ein neuer Mehrheitsgesellschafter die Firma wei­testgehend übernommen. Von einem neuen Spielgerät waren Wunder erwar­tet worden. Wunder und Wende blie­ben aus - ebenso die Zulassung für das neue Gerät durch die Physikalisch Technische Bundesanstalt (PTB). Der Rettungsversuch scheiterte im Wett­lauf mit der Zeit.

Rund 180 Mitarbeiter wurden von den Ereignissen überrascht. Arbeits­los! Großenteils waren es dieselben Mitarbeiter, die Hellomat vor 15 Jahren vor dem Untergang bewahrt hatten.

„Die Treue unserer Mitarbeiter, oft auch in schwersten Zeiten, ist immer ein wesentlicher Stützpfeiler für Hello­mat gewesen`; sagt Jürgen Horst. „Ich fühle mich deshalb im Gegenzug eben­so zur Treue verpflichtet."

Mit einer kleinen Zahl, die sich um ihn geschart hatte, wurde der Anfang gemacht.

„Auch gegenüber Kunden standen wir letztlich in einer Art Treue-Ver­pflichtung", schildert Horst. „Es mußte zumindest gesichert werden, daß Er­satzteile solange zur Verfügung stehen, wie Hellomat-Geräte noch im Markt sind. Das gewährleisten wir."

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Aber das ist nicht alles. Hellomat hat­te auch unbefriedigte Nachfrage hinter­lassen. In erster Linie betraf das den Wechselgeldtresor. Aber auch für Gerä­teständer und TV Spielgehäuse waren Lieferverpflichtungen offengeblieben. Darüber hinaus ließ der Markt anhal­tendes Interesse erkennen.

Darin erkannten die Neugründer ihr wichtigstes Kapital. Unverzüglich wur­den von ihnen Maschinen, Werkzeuge und Produktionsrechte vertraglich er­worben.

Am 2. Januar hat die neu gegründete Firma ihre Arbeit aufgenommen. Ge­schäftsführerin ist Sieglinde Horst. Ehemann Jürgen steht ihr als Berater zur Seite.

Als Verkaufsleiter ist Ernst-Friedrich Cronrath wieder mit von der Partie. Hans-Peter Klose hat die Verantwor­tung für Service und Kundenbetreu­ung übernommen. Für Innendienst­ Verkauf zeichnet Werner Heinz. Insge­samt haben rund 25 frühere Hellomat­ Mitarbeiter bei SpielTec die Arbeit wie­der aufgenommen. Es sollen mehr wer­den.

Die Produktion ist wieder angelau­fen. Noch in bescheidenem Rahmen. Wenn in spätestens sechs Monaten der Konkursverwalter das Feld räumt, kann sich das Unternehmen richtig ent­falten. „Im Augenblick platzen wir hier aus sämtlichen Nähten", so Geschäftsführerin Horst.

Zunächst verlassen nur Wechseltresore das Band. Für TV Gehäuse wird bis April nur mit Lieferfrist gekauft werden können. Dann soll wie permanent ausgeliefert werden. Gleichzeitig will sich SpielTec dann einem gründlich erneuerten Ständerprogramm präsentieren. Sowohl Tresor- als auch Normalständer werden Varianten sein.

„Selbstverständlich!" antwortet Horst auf die Frage nach weiteren Entwicklungs-Aktivitäten.

Wird es dann möglicherweise wie Geräte mit Geldgewinnmöglich aus der Eifel geben? Dazu sagt der Profi weder ja noch nein. Sein in Jahrzehnten erworbenes Know-how auf diesem Gebiet stellt er allerdings nicht unter den Scheffel. Persönliches Know-how gehört nicht zur Konkursmasse. „Allerdings müssten wir erst einmal mit dem nächstliegenden unser Geld verdienen."



1991 wurde das erste eigene Geldspielgerät vorgestellt, der Uno. Nach Sunrise, Super-Bonus und Duo war dann 1992 wieder Schluss. Ein Bild von der IMA 1991:

Spieltec

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Ein Bericht von 1991:

Beim Ersten soll es nicht bleiben  Vor einem Jahr berichte­ten wir über die Grün­dung von Spieltec Electro­nic in Mechernich-Ober­gartzem, unweit von Köln. Die Mitarbeiter des damals in Konkurs ge­gangenen Unternehmens Hellomat hatten sich zu der neuen Firma zusam­mengeschlossen und die­ser Zukunft den Namen Spieltec Electronic gege­ben. Wir wollten wissen, ob sich die Wünsche und Erwartungen, die bei der Gründung auf dem Plan standen, nun nach gut einem Jahr erfüllt haben.Holger Leusch, zuständig für den kaufmännischen Betrieb bei Spieltec und Mitglied der Ge­schäftsführung, kann dies nur bestäti­gen: „Wir sind voll und ganz zufrie­den! Der Anfang war sicherlich nicht ganz einfach, aber aufgrund der Tatsa­che, daß eine Vielzahl der Hellomat­Mitarbeiter mit Lust und Freude in unser neues Unternehmen über­wechselten, wurde uns der Start erleichtert." 

In dem 3400 Quadratmeter großen Firmengebäude am Fuße der Eifel ar­beiten heute insgesamt 45 Angestell­te. Das Motto von Spieltec, im direk­ten Gespräch die Bedürfnisse der Auf­stellerschaft zu erkennen und in preisgerechte, technisch einwand­freie Produkte umzusetzen, ist in je­der Abteilung oberstes Gebot. Kurze Wege, geringer Verwaltungsaufwand und hoher technischer Standard der Entwicklung bieten beste Vorausset­zungen, um dieses Ziel zu erreichen.   Umsatzträger im vergangenen Jahr war der Wechselgeldtresor „WGT". Dazu Holger Leusch: „Wir freuen uns sehr, daß wir mit der Konzeption die­ses Wechselgeldtresores die Bedürf­nisse unserer Kunden nahezu opti­mal erfüllen konnten. Auch unser Ständersystem und die bewährten TV-Gehäuse (Starlight TV) erbrach­ten zufriedenstellende Verkaufser­gebnisse. Dieses Fazit des Jahres 1990 sowie die positiven Reaktionen der Besucher auf unserem Messe­stand, haben uns gezeigt, daß wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. `  

Auf der IMA 91 stellte das Unternehmen aber auch sein erstes Geldspielgerät, den „Uno" vor. Spielidee, Software und das Design stammen aus dem eigenen Haus. Die Produktion allerdings erfolgt bei adp. Und das hat seinen Grund: Mit einer ein­heitlichen Technik und dem umfas­senden Service im Hinblick auf die Hardware meint Spieltec durch diese Zusammenarbeit den Wünschen der Kunden am weitesten entgegen zu kommen.  

Doch welche Chancen verspricht sich das Unternehmen vom Geldspielgerät Uno auf dem bereits heiß umkämpften Markt?   „Der Uno trägt nicht unbeabsichtigt den beziehungsreichen Namen. Es ist tatsächlich unser 'Erster' und wir sind davon überzeugt, daß noch viele weitere folgen werden. Wir ha­ben uns in umfangreichen Testreihen davon überzeugen können, daß er ein ausgewogenes Verhältnis an Attrakti. vität für den Spielgast und dem vom Aufsteller erhofften Einspielergebnis besitzt," berichtet Holger Leusch.  

Erste Verkaufsergebnisse auf der IMA lassen die Spieltec hoffen, daß der Uno auch im übertragenen Sinne seinem Namen alle Ehre macht.  

Mit dem ersten Jahr seines Bestehens kann das Unternehmen also sehr zufrieden sein. In diesem Jahr nun ist Spieltec bereits dabei neue Spielideen zu realisieren. Außerdem wird in der Sicherheitstechnik daran gearbeitet, die Angebotspalette wei­ter zu vervollständigen.  

„Das Wichtigste ist für uns das Ver­trauen unserer Kundschaft zu erwerben und zu vertiefen," meint Holger Leusch abschließend. „Wir sind davon überzeugt, daß uns das gelingen kann, wenn wir auch in Zukunft für die Sorgen unserer Partner ein offenes Ohr haben und gemeinsam an der Lösung von Problemen arbeiten. Wir wissen, daß wir qualitativ hochwertige Produkte zu angemessenen Prei­sen anbieten müssen, um bestehen zu können. Wir sind bereit, uns diesen Aufgaben zu stellen und sehen der Zukunft unseres Hauses mit Zuversicht und voller Optimismus entgegen"    

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