Münzprüfer Fachwissen Teil 1
Nachdem in vorangegangenen Kapiteln die mechanischen 1-Kanal Münzprüfer, deren Einsatz und Verwendung in münzbetätigten Automaten eingehend behandelt worden sind, werden nun die mechanischen Mehrkanal-Münzprüfer (MP) in Aufbau, Prüfmethode, Einsatz und Funktion erläutert. Dargestellt und beschrieben werden die Mehrkanal-MP namhafter Münzprüfer-Hersteller.
Da von Herstellerseite unterschiedliche Münzprüfer-Aufbauten und unterschiedliche Prüfmethoden für die verschiedenen Münzsorten angewandt werden, muß auf die Besonderheiten in separaten Kapiteln eingegangen werden. Alle Mehrkanal-MP haben jedoch eines gemein: Die unterschiedlichen Münzsorten im weltweiten MonitarySystem können in Münzautomaten, gemischt über einen Einwurfschlitz, eingeworfen werden. Die Separierung der einzelnen Münzsorten in die verschiedenen Kanäle ist Aufgabe des Mehrkanal-MP und wird im Münzprüfer vorgenommen.
Aufgrund der Standardabmessungen der Mehrkanal-MP bietet sich die weltweite Verwendung der MP für münzbetätigte Automaten an. Aufgrund des Aufbaus können die verschiedenen Münzprüfer-Modelle für fast alle gängigen Münzen im Welt Monitary-System modifiziert beziehungsweise vom Hersteller geliefert werden.
Bezüglich der Prüfsicherheit und der Manipulationen haben die Hersteller durch jahrelange Erfahrungen, Erkenntnisse und Marktforderungen heute eine für mechanische Münzprüfer als optimal zu bezeichnende Prüfqualität, speziell im 5-DM-Bereich, erreicht.
Der Mehrkanal-MP wird in Geldspielautomaten in Deutschland, Musikautomaten (weltweit), Video-Automaten (weltweit), UnterhaltungsAutomaten (weltweit) und Münzwechsel-Anlagen (weltweit) eingesetzt.
Auf den Abbildungen 1 und 1 a ist der2-und 5-DM-MP derFirma NSM Apparatebau dargestellt. Abbildung 1 a zeigt die Vorderseite mit den zugeordneten Prüfstationen im A- und B-Kanal. Abbildung 1 zeigt die Münzprüfer-Rückseite mit den Prüfmerkmalen für die 5-DM-Münze (Z, Ma, A, M).
Funktionen
Auf Abbildung 2 sind die Prüfstationen markant hervorgehoben, und der Durchlauf einer 5-DM-Münze (M) in den Annahmekanal (AK) ist bildlich dargestellt. Die Entscheidung über Annahme und Abweisung der Münze nach Verlassen der einzelnen Prüfstationen wird vom Münzscheider (M) bewerkstelligt.
Wichtig für die optimale Funktionsweise ist die waagerechte Lage des Münzprüfers. In der Abbildung 2 a wird die Legierungs-Prüfmethode einer Münze (M) dargestellt. Die Ein-' wirkung des Magnetfeldes auf Münzen mit unterschiedlicher elektrischer Leitfähigkeit wird in den verschiedenen Abfallkurven (K, S, R, L) bildlich dargestellt und erläutert. Aufgrund dieser Basis-Methode ist es wichtig, der waagerechten Lage des Münzprüfers - zwecks optimaler Funktionssicherheit - ein besonderes Augenmerk zu schenken. Die Prüfmethode, Legierungsunterschiede von Münzen aufgrund unterschiedlicher elektrischer Leitfähigkeit zu erkennen, wurde im Automaten Markt, Ausgabe September, Seite 109.Abbildung 6, bereits schematisch dargestellt und ausführlich erläutert.
Beim Prüfablauf der 5-DM-Münze bei NSM-Geldspielautomaten wird über einen Vorprüfer (Abbildung 6), der bei NSM-Geldspielautomaten in der Münzanlage integriert ist, als erstes eine grobe Größenprüfung der Einwurfmünze durchgeführt. Im Münzkanal (MK), Abbildung 5, wird nach der bildlich dargestellten Methode eine Prägetiefe-Prüfung der 5-DM-Münze durchgeführt. Nicht geprägte Münzen, Scheiben und Präparate sowie krumme Münzen werden bereits in dieser, dem Münzprüfer vorgelagerten Prüfstation, erkannt und gelangen erst gar nicht bis zum Münzprüfer. Außerdem findet im Vorprüfer bereits eine Vorsortierung entsprechend der Größe derEinwurfmünzen statt.
5-/2-DM-Münzen werden den korrespondierenden 5-/2-DM-MP und 1-/0,10-DM-MP zugeleitet. Im Durchmesser kleinere Münzen als 10 Pfennig werden direkt in den Rückgabeschaft abgewiesen.
Prüfwaage
Nach Überwindung der Vorprüfung gelangt die 5-DM-Münze in den MP-Mund des Münzprüfers und wird nun in der Prüfwaage P (Abbildung 2) auf exakte Größe, Dicke und Gewicht abgetastet. Die Prüfmethode in der Stahlwaage (früher Kunststoffwaage) wird auf Abbildung 3, Münze (Mz) mit Abtastzustand, dargestellt. Der Durchmesserprüfer (DP) läßt die Prüfwaage (Pw) nur ausschwenken, wenn der Durchmesser (Dicke) der Münze exakt der Kalibrierung auf 5-DM entspricht. Dadurch wird das kurze Bein des Durchmesserprüferschenkels (zwischen den Fangkanten 1 und 2 Abbildung 3) den Schwenkvorgang der Prüfwaage ermöglichen. Eine eventuell erforderliche Justage, bei Austausch der Waage, ist am langen Bein des Durchmesser-
prüfers (Ju) durch Biegen vorzunehmen. Die Einbeziehung der Dickenprüfung in der Prüfstation Waage und das Abtastprinzip sind auf Abbildung 3 a bildlich dargestellt, und mittels eingezeichneter Prüfmünze im Dickenprofil (linkes Bein der Waage) wird der Prüfvorgang erläutert.
In derselben Prüfstation wird eine Gewichtsprüfung der 5-DM-Münze über ein an der Waage angebrachtes Gewicht (G), Abbildung 2, vorgenom,men. Im Durchmesser und Gewicht abweichende und leichtere Münzen werden hierdurch erkannt und in der Waage festgehalten.
Zur Prüfung stark eisen- oder nickelhaltiger Münzen ist im Bereich der 5-DM-Prüfwaage ein Zangenmagnet angebracht (Z) (Abbildung 1). Die Zangenwirkung ist dadurch gegeben daß der eine Pol vom Ferritmagnet in der Grundplatte, der andere Pol gegenüber im Laufbahnträger ange bracht ist. Durch die Einwirkung des Magnetfeldes vom Zangenmagneten wird die in der Waage zur Prüfung be findliche „eisenhaltige" Münze so gebremst, daß der Schwenkvorgang der Waage verhindert wird.
Nur Münzen, welche den „Echtheitsmerkmalen" entsprechen, werden von der ausschwenkenden Waage zur nächsten Prüfstation - der Legierungsprüfung - weitergeleitet. Als Falsifikate erkannte Münzen werden in der Waage festgehalten, fallen direkt zur Münzrückgabe beziehungsweise werden durch Betätigung des Münzrückgabe-Knopfes zur Rückgabeschale abgeleitet.
Legierungsprüfung
Auf Abbildungs 2 a ist die Einwirkung des Magnetfeldes auf den Prüfling im Bereich der „magnetisierten Laufbahn" dargestellt. Nur Münzen mit der korrekten Metallzusammensetzung (elektrische Leitfähigkeit) verlassen die magnetisierte Laufbahn (Ma) (Abbildung 2) in der Abfallkurve zwischen Amboss (A) und dem Münzscheider (M) zum Annahme-Kanal (AK).
Neben der vorab beschriebenen Legierungsprüfung im Magnetfeld und dieser seit Jahren verwendeten Methode im Münzprüferbau wird im Z5 NSM-Mehrkanalprüfer eine zusätzliche, rein magnetische Prüfung der 5-DM-Münze durchgeführt. Auf Abbildung 4 wird das Prinzip der Prüfung bildlich dargestellt.
Diese Prüfmethode ist nur anwendbar für Kupfer/Nickel-Münzen mit einem mittigen Nickelfilet (Ni) (Abbildung 4). Bei der Prüfung der 5-DM Münze wird die Münze auf der magnetisierten Laufbahn (Mf) (Abbildung 4) beim Überrollvorgang von unten abgetastet und durch das mittige Nickelfilet der Münze exakt auf der Laufbahn gehalten. Anders aufgebaute Münzen in der Metallzusammensetzung werden aufgrund des asymmetrischen Verhaltens beim Abrollen auf der Laufbahn „abgekippt". Münzprüfer-Grundplatte und Laufbahnträger müssen der Bauart Z5 entsprechen, das heißt, die 5-DM-Münze muß im Bereich der magnetischen Laufbahn magnetisch geführt werden können. Ein seitlicher Freiraum für das „Abkippen" von Münzen mit abartigen Merkmalen muß gewährleistet sein (Abbildung 4).
5-DM-Münzen, welche alle Prüfstationen im A-Kanal überwunden haben, werden, wie auf Abbildung 2 dargestellt, in den Annahmekanal (AK) gelangen. Nicht akzeptierte Münzen und Falsifikate werden in den Rückgabekanal abgelenkt.
Prüfablauf
Der B-Kanal des Z5-Münzprüfers ist für die Prüfung von Münzen in den Abmessungen von 2,-DM konzipiert. Münzen in der Größenordnung von 2,- DM gelangen über den Vorprüfer vorsortiert an den Mund des MP. Entspricht der Durchmesser des Prüflings der Größe und Dicke der 2-DMMünze,wird sie in der Prüfwaage (P2) (Abbildung 1 a) exakt auf Größe, Dikke und Gewicht abgetastet.
Die Prüfwaage im B-Kanal ist auf die Größe der 2-DM-Münze kalibriert, und nur konforme Münzen bewirken das Ausschwenken der Waage und die Weiterleitung der Münze.
Der im A-Kanal zur Legierungsund magnetischen Prüfung benutzte SE-Magnet (Ma) (Abbildung 1) wird ebenfalls als „Nickelfilet-Prüfer" für die 2-DM-Münze genutzt. Die 2-DM-Münze, deren Legierungsaufbau (Dreischichten-Werkstoff CuNi)
dem Aufbau der 5-DM-Münze entspricht, kann deshalb nach der gleichen Methode abgetastet werden. Der Prüfvorgang der 2-DM-Münze läuft konträr, das heißt unterhalb des S E-Magneten (Ma) (Abbildung 1) ab. , Der Magnet mit dem Metallplättchen, Abbildung 4, wirkt im „Liftprinzip" auf die zu prüfende Münze ein. Die mit ihrem Nickelfilet versehene 2-DM-Münze wird durch die Intensität des Magnetfeldes so angehoben (geliftet), daß die Abfallkurve der Münze über den Separator-Anschlag (SA) (Abbildung 1 a) und über die Wippe (W) in den Annahmekanal AK geleitet wird.
Münzen, die nicht dem Aufbau der 2,- DM entsprechen und im Magnetfeld nicht korrekt „geliftet" werden, werden aufgrund unterschiedlicher Ablenkungen in den Rücklauf-Kanal (RK) abgeleitet.
Manipulationen
Neben den vielfältigen Anti-Manipulations-Maßnahmen, welche im Münzprüfer bezüglich der Prüfsicherheit bei den Z5-Mehrkanal-MP von Herstellerseite eingeflossen sind, ist die bei NSM-Geldspielgeräten verwirklichte elektronische Absicherung der gesamten Münzanlage, dargestellt auf Abbildung 6, anzusprechen. Vom Einwurf der Münze, über Münzfadenklappe im Vorprüfer (VP), die Eingabe-Elemente Mikroschalter und IF-Sensoren bis zu den Kontrollschaltern in der Auszahlung (MA), wird der gesamte „Münzdurchlauf" kontrolliert.
Vom Computerprogramm sind die Kontrollabschnitte vorgegeben, welche die Einwurfmünze in der vom C-Programm aufgezeigten Reihenfolge durchlaufen muß. Manipulationen mit Münzen am Faden, Doppeleingaben über gelochte Münzen, Betätigung von Mikroschaltern über Bohrlöcher und ähnliches, gehören der Vergangenheit an und sind als gelöste Probleme zu bezeichnen.
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, daß alle NSM-Münzprüfer seit Serienfertigung in den Hauptbauteilen (Grundplatte und Laufbahnträger) aus resistentem, oberflächenglattem und schmutzabweisendem Kunststoffmaterial gefertigt werden. Dadurch fallen nur geringe Wartungs- bzw. Servicearbeiten, auch bei längerem Gebrauch und Einsatz, an.
Abbildungen
Dieser Beitrag ist im Automatenmarkt 12/1990 veröffentlicht worden. Die davor besprochenen mechanischen Münzprüfer habe ich nicht eingestellt. Esteka