Rototron Atlas - Nur eine Sicherung defekt

[GS33]

Dieser Rototron Atlas hat mich am Wochenende viel Zeit und Nerven gekostet. Eigentlich sollte nur eine Sicherung defekt sein:

IMAG0616.jpg

Zunächst habe ich das Gerät eingesteckt und gesehen, was sich tat. Der Lüfter lief einwandfrei, hat nicht einmal Krach gemacht. Sonst tat sich aber nichts. Nicht einmal eine Lampe brannte.
Die Überprüfung der Sicherungen ergab dann, dass die Sicherung für den 5V-Stromkreis defekt war. Die Ursache war auch schnell gefunden. Gleich zwei Kondensatoren verursachten einen Kurzschluss.

Auf diesem Bild sieht man die CPU mit den ersetzten Kondensatoren:

Atlas_CPU.jpg

Nachdem die Elkos und die defekte Sicherung ersetzt waren, leuchtete zumindest schon einmal das obere Display mit dem Schriftzug HELP.

IMG_20175.jpg

Mehr tat sich aber nicht. Das Öffnen der Tür schaffte genau so wenig Abhilfe wie das Drücken des Testprogrammschalters an der Gehäusetür. Also hierß es warten. Beim Rototron Atlas erscheint die Anzeige HELP nach dreimaliger Unterbrechung der Stromzufuhr. Normalerweise kann man sie zurücksetzen, indem man die Gerätetür öffnet und den Strom wieder einschaltet. Kann die Tür nicht geöffnet werden, beträgt die Wartezeit bei diesem Gerät 30 Minuten. Diese Zeit hat man später um einiges herabgesetzt.

Nachdem ich 30 Minuten gewartet hatte, ging das Gerät in den Selbsttest, hat ordnungsgemäß die Gerätenummer 36 angezeigt und brachte dann die nächste Fehlermeldung: 03F
Fehler 03F bedeutet, der Schlagkontakt ist geöffnet. Dieses Gerät hat noch einen Schlagkontakt. Dieser war aber in Ordnung, auch die Leitung zur CPU war in Ordnung.

Leider gibt es für die CPU bei Bally Wulff keine Stromlaufpläne. Das sieht dann nur so aus:

Seite 25.jpg

Immerhin kann man die Kontakte ausfindig machen, die es betrifft. Die entsprechenden Kontakte habe ich dann auf der Leiterbahn nachverfolgt und das entsprechende IC getauscht.
Hier die Rückseite der CPU. Das dritte IC von rechts, oben habe ich gewechselt:

Atlas_CPUrückseite.jpg

Das führte dann auch zum ersten Erfolg. Das Gerät ging nun nach dem Selbsttest in die Annahmebereitschaft.


Leider lief die linke obere Walze nicht. Weder im Spiel noch über den an der Walze befindlichen Taster. Diese Walze konnte ich mangels Stromlaufplan und passender ICs leider auch nicht reparieren. Die Transistoren, die Frage gekommen wären, habe ich zwar getauscht, aber obwohl einer davon defekt war, lief die Walze danach nicht.
Obwohl der Rototron Atlas eigentlich andere Walzen hat, funktionieren zum Glück auch die Walzen des König Gold in diesem Gerät, so war es mir möglich, eine neue Walze einzusetzen.
Jetzt konnte das erste Spiel gestartet werden, das mit dem Stoppen der letzten Walze mit einer neuen Fehlermeldung beendet wurde. Die Walzencodierung der fünften Walze stimmte nicht. Ein Lichtschrankenfehler. Die Lichtschranken waren alle in Ordnung, der OP-Verstärker war defekt. Zum Glück hatte ich noch einen, so dass ich diesen Fehler auch korrigieren konnte.


Endlich lief der Automat, allerdings nicht lange. Plötzlich blieben alle Walzen stehen und die nächste Fehlermeldung erschien. Die Walzen ließen sich auch mit dem Testschalter nicht mehr einschalten.
Eine Messung ergab, dass die 5V-Spannung nicht anlag. Genauer gesagt, brach sie zusammen, wenn man den Hauptstecker auf die Platine steckte, an der die Walzen angeschlossen sind. Ich habe den Fehler zunächst auf dieser Platine gesucht, konnte aber nichts Fehlerhaftes entdecken. Dann habe ich eine 6V-Glühbirne direkt an den Stecker angeschlossen und dabei festgestellt, dass die Spannung auch dabei zusammenbrach. Eigentlich schwer zu erklären. Irgendwann leuchtete die Glühbirne dann. So steckte ich den Stecker wieder auf, und die Walzen liefen wieder.
Ich habe zunächst vermutet, dass irgendeine Sicherung angesprochen hatte und die Walze des König Gold vielleicht doch nicht geeignet war. Also habe ich die anderen vier Walzen im Testlauf laufen lassen, was ich nach 20 Minuten beendet habe. Anschließend habe ich die Walze des König Gold wieder zugesteckt, und nach zehn Minuten Walzentest blieben wieder alle Walzen stehen. Anschließend wieder der Test ohne die neue Walze. Diesmal blieben die Walzen nach drei Minuten wieder stehen.
Dann habe ich doch die CPU abgeschraubt, um die Leitung zu verfolgen und auf der CPU nach einem Fehler zu suchen. Als ich die Leitung zur CPU durchmessen wollte, fiel mir dann auf, dass sich mein Testdraht nicht richtig in den Stecker einführen ließ.

Hier das Bild von der CPU-Halterung:

Atlas_CPUaufnahme.jpg

Diese Halterung habe ich dann komplett abschrauben müssen, um den Stecker herausnehmen zu können. Tatsächlich war an dem kleinen Stecker eine Zunge abgebrochen, und so hatte er mal Kontakt, mal keinen und mal ein bißchen.
Ich habe dann einen neuen Stecker angelötet, danach lief das Gerät endlich.
An diesem Fehler habe ich mich jedoch dumm und dusselig gesucht.


Das Gerät lief jetzt zwar einwandfrei, allerdings blieben die Walzen komplett dunkel. Ich habe dann die Birnchen gewechselt mit dem Erflog, dass die ein oder andere Walze mal erleuchtet wurde und mal nicht. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass es sich um 24V-Birnchen handeln müsse, wie beim König Gold auch. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich dann herausgefunden habe, dass in den Walzen 6V-Birnchen verwendet werden, die in Reihe geschaltet sind, und zwar einmal zwei und einmal drei. Das bedeutet aber auch, dass immer gleich zwei bzw. drei Walzen dunkel bleiben, sobald eine Glühbirne defekt ist.
Für meine Begriffe eher eine unglückliche Lösung.

Dabei hat der Atlas einige Eigenschaften, die bei den späteren Geräten nicht mehr zu finden sind, die aber recht nützlich sind. So hat der Atlas beispielsweise die Möglichkeit, sämtliche Leitungen zur Tür zu trennen und die Tür auszuhängen, was bei den späteren Geräten nicht so ohne Weiteres möglich ist. Außerdem hat der Atlas noch den alten Türkontakt, den man einfach herausziehen konnte. Später hatten die Geräte diesen komischen Kasten mit dem kleinen, grünen Schlüssel, der bei jedem dritten Gerät fehlt oder abgebrochen ist.

Beim Atlas gibt es an der Tür eine zusätzliche Platine:

IMG_20260.jpg

Nachdem auch die Walzenbeleuchtung in Ordnung war, habe ich noch alle fünf Walzen zerlegt, gereinigt und geschmiert, so dass sie jetzt einwandfrei laufen. Dann habe ich noch einige defekte Birnchen erneuert (auch 6V) und hier und da noch etwas saubergemacht.


Nun läuft das Gerät.

Atlas_2.jpg

Atlas_3.jpg

Hier noch einmal mit Vollbild:

Atlas_Vollbild.jpg

Auch wenn mich die Reparatur einiges an Nerven gekostet hat, so hat es doch Spaß gemacht, am ersten Rototron zu arbeiten und zu sehen, wie sich die Geräte in den folgenden Jahren entwickelt haben.

[pitbread]

Schöne Geschichte! Ich hätte wahrscheinlich spätestens bei der Hälfte der Fehler aufgegeben.

[FrankBln]

Der Atlas ist auch ein schönes Gerät. Ich finde es toll, dass Du ihn wieder zum Leben erweckt hast. War ja ein Haufen Arbeit.

[GS33]

Schöne Geschichte! Ich hätte wahrscheinlich spätestens bei der Hälfte der Fehler aufgegeben.

Aufgeben darf man nicht. Je mehr Fehler ein Gerät hat, um so schöner hinterher das Gefühl, wenn alles wieder läuft.

[Gelöscht161]

Für soviel viel Mühe, Ausdauer und Akribie ziehe ich den Hut, den ich garnicht besitze.
Vermutlich hätte ich auch entnerft aufgegeben.
Kompliment!!

LG aus Aachen
Manfred

[KHK_Goettmann]

Wirklich ein schönes Gerät und ein schöner Reparaturerfolg.

[hab_noch_dm]

Übrigens: Die kleine Verteilerplatine neben der Türe ist ein Quell der Störungen durch kalte Lötstellen.
Bei meinem Joker war das jedenfalls so.

Der brachte immer "Faden", obwohl die Einheiten in Ordnung waren...

[GS33]

Diese Steckverbindungen waren schon immer recht häufige Fehlerquellen. das war schon bei den alten Rotomatgeräten so. Ich habe an dieser Platine und an der Verteilerplatine an der Decke auch zunächst alle Stecker nachgelötet, weil ich den Fehler für den Schlagkontakt gesucht habe. Ich meine sogar, dass das Gerät danach erst Töne von sich gab, kann es aber nicht mehr mit Bestimmtheit sagen.

Ich habe schon überlegt, ob diese Platine in den Nachfolgemodellen nicht mehr verwendet wurde, weil sie eine Fehlerquelle war.
Ich kann aber natürlich nicht sagen, ob die Fehler, mit denen wir heute zu kämpfen haben, auch damals schon auftraten. Manche Fehler kommen ja auch durch das Alter oder unsachgemäße Lagerung.

[Udo]

Super......Dein Wissen um die Elektronik.............. Da ziehe ich den Hut vor Dir!!!!!!!!!!!

[Jason King]

Ach, was habe ich dieses Gerät früher immer gerne bespielt . . . lang lang ist's her . . . schön, dass Du ihn wieder zum Laufen gebracht hast und Deine Mühe belohnt worden ist !

[4everFCB]

Ist doch dufte wenn sich die Arbeitsstunden die Du in so ein
(zeitintensives) Projekt gesteckt hast, dann letztendlich auch vom Erfolg gekrönt wird !


Übrigens, wieviel Zeit hast Du unterm Strich benötigt ?

[uhrjeckholgi]

Glückwunsch zu diesem äußerst schönem Gerät.
Eine Bereicherung für die Sammlung, für die sich diese Mühe wohl allemal gelohnt hat.
Einen Atlas findet man so schnell nicht.
Respekt für die tolle Reperatur und Berichterstattung.

beneidenswerte Grüße

Holger

[Weseler]

Hallo. wirklich gute Arbeit.
Wenn dann mal wieder etwas Zeit und Lust an der Sache besteht, sollten die übrigen Dreipunkt-Elkos auf der Netzteilplatine auch ersetzt werden, die machen auch gern Kurzschlüsse, kenne ich aus der Fernsehtechnik.

[GS33]

Übrigens, wieviel Zeit hast Du unterm Strich benötigt ?

Ich kann es nicht genau sagen. Ich habe am Samstag und am Sonntag ziemlich lange daran herumgebastelt, zwischendurch aber immer mal wieder was anderes gemacht.

[GS33]

Einen Fehler habe ich gestern abend noch behoben. Ich dachte schon, alles würde einwandfrei laufen, hatte aber ganz vergessen, dass ja auch die Auszahlung nicht funktionierte.
Ein Fehler, an dem ich auch ziemlich lange gesucht habe.
Wenn man Geld auszahlen lassen wollte, kam gleich die Fehlermeldung 32F. Egal, welche Münzsorte ausgezahlt werden sollte. Da alle Auszahlrelais über den selben Treiber, also das selbe IC, laufen, habe ich den Fehler zunächst dort vermutet und das entsprechende Bauteil ausgetauscht. Der Fehler blieb jedoch. Als nächstes habe ich das vorgeschaltete IC getauscht, das den Treiber für die Auszahlmagnete ansteuert. Wieder keine Änderung.

Im Atlas ist eine Schaltung zur Fehlererkennung eingebaut:

Atlas - Fehlererkennung bei Auszahlung.jpg

Soll Geld ausgezahlt werden wird geprüft, ob bereits ein Auszahlrelais betätigt ist, dann wird das Auszahlvorbereitungsrelais angesteuert, dann das entsprechende Auszahlrelais. Diese Reihenfolge war mir aber nicht klar. Ich war der Meinung, dass die Auszahlrelais ständig überwacht wären und immer ein Fehler angezeigt würde, wenn ein Auszahlrelais betätigt wird, ohne dass vorher das Auszahlvorbereitungsrelais angesteuert wird.
Ich habe dann festgestellt, dass auf der gezeigten Platine der Kondensator C1 einen Kurzschluss hatte und somit der Transistor T1 nicht durchsteuerte. Die Fehlermeldung lag also ständig an. Interessant daran, dass diese Fehlermeldung nur im Moment des Auszahlens abgefragt wird. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.